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Rede Anne-Katrin Vetter 27.Januar 2019


 

Rede von Anne-Katrin Vetter,                    Friedensrat Markgräflerland, anläßlich des Holocaust Gedenktages am 27. Januar 2019 vor dem Jüdischen Friedhof in Müllheim 

 

 

Wir Kinder von Izieu

Wir Kinder von Izieu waren ganz normale jüdische Kinder.


Schaut Euch unsere Gesichter an, damit wir in Euren Köpfen Menschen werden.

Schaut Euch unsere Gesichter an, damit Ihr merkt, wir lebten richtig.

Schaut Euch unsere Gesichter an und wisst, wir waren nur einige unter ganz vielen, einer riesengroßen, unfassbar großen Zahl an Menschen, die ermordet wurden.

Viele von uns wurden ermordet, bevor man ihren Namen irgendwo notierte.

Sie verschwanden einfach. Tausende einzelner, wertvoller + wundervoller Menschen...

Nehmt Euch bitte ein paar Minuten Zeit, damit wir Euch etwas ganz Wichtiges sagen können:

Vor langer Zeit hatten wir normale Elternhäuser, wenn es gut ging, ein richtiges Zuhause. Wir waren Kinder in jedem Alter.

Wir machten Quatsch wie alle Kinder, stellten Sachen an, gingen zur Schule oder in den Kindergarten.

Wir hatten Zahnlücken,

manchmal vom Spielen verschrammte Beine,

und wir liebten es zu lachen und zu kuscheln.

Wir hatten Mütter und Väter, Omas und Opas, wir hatten Geschwister.

Wir hatten ein LEBEN!

 

 

 

Bis zu der Zeit, wo alles durch die Nazis zerstört wurde.

Ihr habt von diesem Teil der deutschen Geschichte gehört.

Ganz furchtbar böse Menschen zerstörten ganz grausam unsere Welt.

Wir hatten plötzlich kein Zuhause und keine Würde mehr, sie nahmen uns alles weg. Wer sich wehrte, wurde mißhandelt oder sogar getötet.

Warum?  Weil wir anders waren. Unsere Familien hatten die jüdische Religion.

Wir mussten fliehen, wurden geschlagen und vertrieben.

Wir verloren unsere Familien.

Manche von uns fanden glücklicherweise Aufnahme im Haus von Izieu, einem kleinen Ort im mittleren Osten Frankreichs.

Dort sollten wir warten, bis wir in ein sicheres Land gebracht würden.

Doch ein böser Mensch verriet uns an die Nazis.

 

 

   

 

 

 

Ganz unangekündigt kamen eines Tages die Nazis. Sie trieben uns alle mit unseren Betreuern und Betreuerinnen innerhalb weniger Minuten in Lastwagen. Wir wurden in ein Lager bei Paris, nach Drancy, abgeholt.

 

LAGER???????

Weder Zeltlager, noch Matratzenlager, noch Pfadfinderlager.

 

Es war da nur schrecklich.

Alte riesengroße Fabrikhallen, gefüllt mit tausenden von jammernden, flehenden und weinenden Menschen.

Keine Betten, keine Möbel. Keine Kleidung. Nichts.

 

Wir hatten Hunger, es war kalt, wir waren verzweifelt und hatten Angst.

 

Kurz drauf wurden wir nach Auschwitz gekarrt. Mit dem Zug. In Viehwaggons. Viel zu eng, keine Luft, es war dunkel, wir bekamen nichts zu trinken oder zu essen. Viele von uns waren von der Familie getrennt.

 

Was passiert jetzt mit uns? Warum passiert das? Wir haben doch gar nichts gemacht!!!!

 

In Auschwitz wurden wir mißhandelt, mißbraucht, manche von uns erfroren, manche verhungerten. Wir mussten Schwerstareit verrichten und  kurz vor dem Ende der grauenhaften Nazizeit wurden wir ermordet.

 

   

 

 

Wir Kinder von Izieu sind nur einige von unendlich vielen Kindern, denen so furchtbar Schlimmes widerfuhr. Und auch in Eurer heutigen Zeit erleiden so viele Kinder immer noch furchtbar Schlimmes.

Hört uns bitte zu, uns Kindern von Izieu!

Seid unsere Stimme, verstummt bitte nie!

Helft uns, damit ähnliches Leid, das uns angetan wurde, in der heutigen Zeit durch Eure Hilfe aufhört.

Helft uns, dass dieses Leid in Zukunft niemand mehr ertragen muss.

 

Stellt Euch bösen Menschen in den Weg und verbietet ihnen ihr Umtreiben!

Sagt ihnen, dass diese schreckliche Art in keiner Gesellschaft mehr Platz hat.

Zeigt ihnen, daß Ihr viele seid und sie keine Chance mehr haben.

 

   

 

   
   
 
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
 Die Betreuer:  
   

 

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