Redebeiträge
Kundgebung " Wir sind Menschen einer Erde" 31. Januar 2015 in Müllheim
Redebeitrag eines in Müllheim angekommen Flüchtlings aus Eritrea:
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Hier seine Rede in der deutschen Übersetzung:
http://www.friedensrat.org/pages/aktionen/2015/wir-sind-menschen-einer-erde/redebeitraege.php Ich beginne meine Rede mit : Lasst uns für das Ende der Diskriminierung von Flüchtlingen kämpfen. Gleiche Rechte für alle! Niemand verlässt freiwillig sein Land und will von seiner geliebten Familie, seinem Volk und seinem Land getrennt werden. Die Situation in unserem Land ist sehr schlecht. Daher nahmen wir das Risiko auf uns und kamen durch die Wüste Sahara – eine Strecke von 4600 km. Beginn der Flucht mit der Sahara imSudan. Schwierige Herausforderungen während dieser „Reise“ galt es zu bezwingen. Entführungszwischenfälle und das Mittelmeer, das unser Leben vor ein großes Fragezeichen stellte: zu 50% überleben, oder zu 50% sterben. Ihr habt gehört was sich letztes Jahr vor der Insel Lampedusa ereignet hat vor Italiens Küste, als 365 Flüchtlinge aus Eritrea ertranken, als ein Boot unterging. Vor 4 Jahren geschah genau dasselbe, als das Volk von Libyen sich gegen Gaddhafi stellte. Das Boot war von einer Rakete getroffen worden auf libyschem Gebiet und 330 Eritreer ertranken. Diese Menschen sind nicht die einzigen, die im Mittelmeer starben. Vor und nach diesen Zwischenfällen starben hunderte Flüchtlinge aus Eritrea und anderen afrikanischen Ländern. Ich erwähne diese beiden Unglücke aus dem Grund, weil sie einen großen Verlust darstellen. Die Medien der ganzen Welt berichteten über dieses zweite Unglück. Wir stehen immer noch unter diesem Eindruck. Frontex, die Grenzkontrollbehörde, ist seit ihrer Einrichtung im Jahre 2005 bis heute für den Tod von inzwischen mehr als 20 000 Flüchtlingen im Mittelmeer verantwortlich. Zu diesen mehr als 20 000 umgekommenen Flüchtlingen sind noch nicht sind die unzähligen Menschen mit einbezogen, die in der Wüste Sahara auf ihrer Flucht nach Libyen starben. Viele Menschen starben, weil sie verhungerten und verdursteten. Viele von ihnen waren Eritreer, die an der Grenze von Lybien und dem Sudan starben. Es gibt aber auch Enführungen. Wir wurden mit Entführungs-Zwischenfällen konfrontiert durch „Chad“ und Lybische Entführer. Zum Beispiel wurden letztes Jahr während 2 Monaten, Juni und Juli, mehr als 600 eritreische Flüchtlinge gekidnappt. Für einige wurde Lösegeld bezahlt und sie wurden freigelassen. Viele andere leiden immer noch in Gefängnissen. Als wir letztes Jahr Libyen betraten, kämpften die Libyer gegeneinander. Es war Krieg. Jeder libysche Bürger hat eine Waffe, sogar 14-15Jährige! Wenn sie Dich finden, verhaften sie Dich. Sie durchsuchen Deine Taschen und stehlen Dir Dein Geld. Wenn sie kein Geld finden, dann kommst Du ins Gefängnis. Sie fordern 300 Dollar Lösegeld. Wenn Deine Familie das Geld nicht bezahlen kann, bleibst du für Jahre im Gefängnis und leidest. Ohne Verurteilung. Tausende von Eritreern sitzen in Libyen im Gefängnis und leiden sehr unter der Behandlung der Libyer. Zum Beispiel wurden 10 meiner Freunde, mit denen ich in Libyen auf der Flucht war, von einem Bewaffneten aus dem Haus geholt. Sie mussten ins Gefängnis. Ich hatte das Glück und konnte Libyen verlassen. Meine freunde leiden immer noch im Gefängnis. Das Libysche Volk ist sehr negativ gegenüber Afrikanern eingestellt. Religiöse Gründe und rassistische Probleme sind ihre Motive. Wir erlebten Entführungen imSudan im „Flüchtlingslager“ von Shagarab durch die sogenannten Rashayda Arab people. Zum Beispiel wurden im Dezember 2012 und Januar 2013 29 Flüchtlinge aus dem Flüchtlingslager Shagarab entführt. Täglich werden Menschen an der Grenze von Eritrea zum Sudan gekidnappt. Die Mehrheit dieser Entführungsopfer an der Grenze von Eritrea zum Sudan werden von den sudanesischen Soldaten als Sklaven verkauft. Am Eintrittspunkt von Hamdit, Kessala und Hafir wurden tausende von Eritreern, als sie die Grenze zum Sudan überschritten, von sudanesischen Soldaten verhaftet. Direkt wurde telefonische Meldung an die Rashayda gemacht und die Menschen verkauft. Rashayda nahm sie mit nach Sinai. Dort angekommen verkaufte die Rashayda sie an die Beduinen von Sinai. Die Beduinen selber, ebenso Araber, verlangten ein Lösegeld, das keiner bezahlen kann. Nicht einmal, wenn man sein ganzes Leben arbeitet. Wenn Du das nicht bezahlen kannst, entnehmen die Beduinen dir ohne Betäubung wie bei einem Tier mit einem speziellen Messer in einer Art Folter Organe wie z.b. die Leber und verkaufen sie an den Weltmärkten zu horrenden Preisen. Wenn du Rideo Asenna, einen eritreischen Privatsender in England hörst, oder auf die website www.Asenna.com gehst, siehst Du 2 Jahre alte Interviews mit vielen Opfern. Nun im Januar 2015 erschien ein neues Buch in Washington, DC, USA. Es heißt: „von Sinai nach Lampedusa“. Eine eritreische Reise. Middle East Research & Information. www.merip.org Wenn Du dich über Kidnapping eritreischer Flüchtlinge informieren willst, geh auf die website www.eritreanrefugees in sinai. Jetzt, nach 2 Jahren, beginnt Rashayda nun, auch innerhalb des Shagarab Flüchtlingslagers ihre Entführungen: am 24.12.2014 wurden einige eritreische Flüchtlinge auf ihrem Weg von Shagarab nach Khartoum auf ihrem Weg durch das große Flußdelta verfolgt, das um das Shagarab Flüchtlingslager ist. Die Rashayda jagte sie, seit sie auf dem Meer waren. 15 Eritreer ertranken. 4 weitere von ihnen wurden von der Rashayda gefangen genommen. Ihnen wurde gesagt, entweder würden sie Lösegeld zahlen müssen oder zurückgebracht. Die Flüchtlinge, die im Shagarab Camp waren, wollten die toten Freunde suchen. Wieder kamen die Rashayda und man kämpfte miteinander. Zwei der Rashaydas wurden von den Flüchtlingen verhaftet. Die Rashaydas drangen nun in das Camp ein. Sie waren bereit, wieder zu kämpfen. Manche der Flüchtlinge des Camps brauchten Hilfe und sie informierten mich, damit ich der Öffentlichkeit erzähle, was in diesem Lager vor sich geht. Es wäre einfach, die Rashayda zu kontrollieren. Aber weder die Polizei dort noch der Geheimdienst vom Sudan interessiert sich für Eritreer. Manche der Polizei haben sogar gute Kontakte zur Rashayda. Für mich ist die Polizei eigentlich nur da, um die Menschen vor Verbrechen zu schützen. Aber im Sudan ist es das Gegenteil. Sie profitieren selber von den Verbrechen. Dasselbe passierte vor 2 Jahren, al sich selbst im Shagarab Camp war. Ich bin ein Augenzeuge. Ein typisches Beispiel ist eine eritreische Dame, die das Shagarab Camp betrat. Man kidnappte sie und verlangte von ihr 150,000 nakfa, eritreische Währung., was ca 3000 Dollar entspricht. Wenn sie die Dame sehen wollen, ich kann Ihnen ein Bild von ihr zeigen. Es ist auf dem handy eines Freundes von mir. Die Familie postete ihr Bild auf facebook. So will die Mutter, die arm ist, Geld für ihre Tochter zusammenbekommen. 4 Eritreische Flüchtlinge, 3 Männer, eine Frau, verkauft von Soldaten des Sudan an die Rashayda. Sie schafften es, zu fliehen. Sie wurden von der Polizei aufgegriffen. Diese sagte ihnen, sie sollen nicht erzählen, dass sie von sudanesischen Soldaten verkauft wurden. Als der Geheimdienst die Frau befragte, sagte sie die Wahrheit, was dazu führte, dass sie zwei Wochen ins Gefängnis kam. Danach wurden alle 4 nach Eritrea deportiert. Und an die Eritreischen Soldaten ausgehändigt. Dort kamen sie wieder ins Gefängnis. Von Gefängnis zu Gefängnis. Nun komme ich zu unseren Bedürfnissen als Flüchtlinge: Freier Zugang zu Ausbildung, Medizinischer Versorgung und Arbeitsstellen. Wir brauchen Ausbildungsmöglichkeiten und Sprachtraining, um unsere beruflichen Voraussetzungen zu verbessern. Als ich in Mannheim war, versprach uns das Bundesamt Sprachkurse, die im neuen Jahr starten sollten. Wir brauchen Arbeitserlaubnispapiere, damit wir uns eine Arbeitsstelle suchen können. So dass wir innerhalb Müllheims oder in der Umgebung nach Arbeit suchen können. Das Bundesamt sprach zu uns, dass wir 3 Monate nachdem wir deutschen Boden berührt haben, mit einer Arbeitsstelle anfangen könnten. Stattdessen verbringen wir den ganzen Tag schlafend in der Halle, ohne eine vernünftige Arbeit. Die meisten von uns sind schon 3 ½ oder 4 Monate hier in Deutschland. Auch möchten wir bitte, dass Sie in Betracht ziehen, dass, wenn wir ins Hotel Bauer umgezogen sein werden, dies nicht die Endlösung ist. Wenn möglich, wünschen wir uns kleine Wohnungen, wie jeder Müllheimer Bewohner bewohnt. Während wir all den schlimmen Erlebnissen auf unserer Flucht begegneten, hofften wir auf ein besseres Leben in Deutschland. Als wir hierherkamen war das, was wir bekamen, unterhalb unserer Erwartungen. Heute, an diesem besonderen Tag möchte ich die Öffentlichkeit informieren, damit sie Maßnahmen gegen diese unmenschliche Behandlung der Regierung des Sudan ergreift. Es wäre gut, wenn jemand dorthin ginge und sehen würde, wie es um die Sicherheit dort bestellt ist. Und, dass die Lebenssicherung der eritreischen Flüchtlinge im Sudan Shagarab Refugee Camp verbessert wird. Wie schon gesagt, fängt die Rashayda nun auch an, innerhalb dieses riesigen Flüchtlingslagers Entführungen vorzunehmen. Dieses Shagarab Flüchtlingslager ist kein Flüchtlingslager sondern ein riesengroßes unbekanntes Welt-Gefängnis. Als ich in diesem Lager war verbrachte ich ein ganz schlimmes Leben. Es gibt keine Hilfe hier, es gibt keine Arbeitserlaubnisse. Die Hilfsleistungen, die Europa, Amerika und Canada für die Flüchtlinge spendet, fließen zur Hälfte in die Taschen der Behörden und der Kriminellen. Die Beamten, die Solzialarbeiter, sind von unten nach oben sehr korrupt. Ich habe schlimme Sachen erlebt. Nun bin ich sicher. Der Himmel hat mich behütet. Dafür bin ich dankbar. Ich bin so dankbar dafür, auf so freundliche Menschen getroffen zu sein, Ihr Leute aus Müllheim. Vielen Dank für das herzliche Willkommen. Danke für alles, was Ihr für uns getan habt. |
Uli Rodewald/Friedensrat Markgräflerland/ DGB Markgräflerland
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"Manche werden sich fragen, was Umweltschutz mit der Akzeptanz von Flüchtlingen, anderen Kulturen usw. zu tun hat:
Nun, Umweltschutz hat zum Einen sehr viel mit sozialer und globaler Gerechtigkeit zu tun: Unser übermäßiger Ressourcenverbrauch und unsere Ansprüche haben viel mit den Ursachen von Flüchtlingsströmen zu tun!
Die Natur zeigt uns außerdem: Bereiche, in denen sich Lebensformen, Kulturen usw. begegnen, ineinander übergehen, sogenannte "Grenzliniengesellschaften" (Waldränder, Strände usw.) sind die artenreichsten Lebensräume!
Vielfalt macht stark, widerstandsfähig und kreativ!
Monokulturen sind nicht überlebensfähig, es sei denn, sie bekämpfen das Andersartige, z. B. "Unkraut" genannte Wildkräuter." |