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San Terenzo Monti

San Terenzo Monti ist eine Teilgemeinde von Fivizzano, erreichbar von Massa aus über Carrara auf der SS 446, weiter über Fosdinovo in Richtung Fivizzano.

Die Gemeinde Fivizzano umfasst eine Vielzahl von kleinen Ortschaften im nördlichen Teil der Alpi Apuane und der Lunigiana. Ortschaften, von denen einzelne sehr abgelegen sind, wie ►Vinca zum Beispiel.

Aber nicht abgelegen genug, um nicht im August 1944 von der 16. SS-Panzer-Aufklärungsabteilung, einer Truppe unter dem Kommando des SS-Sturmbannführers Walter Reder, heimgesucht zu werden. Über 350 Menschen, wurden von den SS-Soldaten in der zweiten Augusthälfte und Anfang September 1944 ermordet, alle Zivilisten: Frauen, Kinder und vor allem ältere Männer. Bei einigen dieser Massaker wurden die deutschen Soldaten von italienischen faschistischen Einheiten der „Schwarzen Brigaden“ unterstützt.

Ein erstes Hinweisschild auf San Terenzo Monti

Im ganzen Gebiet der Alpi Apuane und deren Umfeld operierten vom Herbst 1943 bis zur Befreiung 1945 starke Partisanengruppen. Ihre Aktivitäten störten und gefährdeten in erheblichem Maße den Bau und die Sicherung der Gotenlinie, die den letzten Befestigungswalls der deutschen Truppen gegen die aus Süden heran rückenden Alliierten bildete. Sabotageaktionen an Straßen, Brücken und Eisenbahnlinien gefährdeten die deutschen Nachschubwege, die ja auch als spätere Rückzugswege dienen mussten. In dieser Situation wurde die 16. SS-Panzer-Aufklärungsabteilung eigens eingesetzt, um diese „Banden“ (=sprich Partisanen) unschädlich zu machen. Sie hatte diese Aufgabe bereits an der Ostfront ausgeübt und sich durch besondere Grausamkeit ausgezeichnet.
Am 17. August 1944 kam es bei Bardine di San Terenzo, am westlichen Ende der Gotenlinie , zu einem Gefecht zwischen einer Truppe der 16. SS-Panzer-Grenadier-Division „Reichsführer-SS“ unter dem Kommando Walter Reder und einer Formation der in dieser Region operierenden Partisanengruppe „Muccini“. 17 Soldaten wurden in diesem Gefecht getötet. Bei der Bergung ihrer Toten und Verletzten zerstörten die deutschen Soldaten einen Großteil der Häuser und töteten dabei eine Frau und zwei Männer. Aus Furcht vor Repressionen verließen viele Einwohner den Ort und auch das nahe gelegene San Terenzo Monti, da sie weitere Racheaktionen befürchteten. Am 19. August 1944 kehrten die Soldaten tatsächlich zurück. Da sie den Ort verlassen vorfanden, ordnete Reder die Ermordung von 53 Geiseln an, die sie nach dem Massaker in Sant'Anna di Stazzema am 12. August, in Pietrasanta und aus anderen Durchkämmungsaktionen im Gebiet der „schwarzen Zone“ in den Monti Pisani gefangen genommen und als Zwangsarbeiter mitgenommen hatten.

Von den Gefangenen werden 53 an die von den Partisanen zerstörten deutschen Militär-LKW’s, an Bäume und Pfähle gefesselt. Als Fesseln wird Stacheldraht benutzt, der um den Hals der Gefangenen gelegt wird. Dann schießen die deutschen Soldaten den Opfern in die Beine und Füße, so dass diese langsam und qualvoll vom Stacheldraht erdrosselt werden. Eine Tötungsmethode, die später auch in anderen Orten, z.B. in Casalecchio nahe Bologna angewandt wurde.

In Bardine San Terenzo, von San Terenzo Monti kommend kurz vor der Brücke, befindet sich eine Gedenktafel, die die Namen der 53 ermordeten Geiseln aufführt.

Von den Nazis  ermordet: Menschen in San Terenzo Monti

 

Am  19. August ist das Morden durch die 16. SS-Panzer-Aufklärungsabteilung und ihre Kameraden noch nicht zu Ende. Die deutschen Soldaten kreisen das Gebiet um San Terenzo Monti ein und durchkämmen es systematisch. So stoßen sie denn am späten Vormittag auch im Ortsteil Valla auf eine große Gruppe von Frauen, Kindern und alten Männern, die sich in einem Bauernhof außerhalb des Dorfes versteckt halten. Sie werden aus den Gebäuden auf einen Vorplatz getrieben und dort mit Maschinengewehren erschossen. Einer Frau gelingt noch rechtzeitig die Flucht mit ihrer Tochter, ein 7-jähriges Mädchen überlebt, indem sie sich schwer verletzt tot stellt und so auch dem "Gnadenschuss" entgeht. So bleiben in Valla 103 Tote zurück. Im Ort selber wird der Pfarrer der Gemeinde erschossen, weil man ihn der Kollaboration mit den Partisanen verdächtigt.

Während diese Menschen sterben, sitzt Walter Reder mit Offizieren und Unteroffizieren in der dörflichen Trattoria beim Mittagessen.

► Walter Reder (Mitte), Sturmbannführer der Mordorganisation SS

Der Wirt ist gezwungen worden, die Deutschen zu bedienen. Er weiß in diesem Moment noch nicht, dass während die Deutschen bei ihm essen, seine Frau und seine 5 Kinder in Valla von Reders Männer auf dessen Befehl hin erschossen werden:

THE LUNCH OF DEATH

DAS MITTAGSMAHL DES TODES

Im Sommer 1944 war Mario Oligeri Besitzer einer Taverne, die sich im ersten Stock dieses Gebäudes befand. Major Walter Reder, Kommandant des 16. Bataillons "SS-Panzeraufklärungs-Abteilung der 16. Panter Grenadier-Division Reichsführer SS", betritt am Morgen des 19. August mit einigen anderen Beamten Oligeri´s Wirtshaus. Der Wirt bereitet ihnen ein Mittagessen vorsichtig seinen besten Wein dar. Am Ende fragt der Major Oligeri, ob er Familie habe, der Wirt sagt, er habe eine Frau und fünf Kinder, die alle in Valla vertrieben worden seien.

„Ein Bote überreichte Reder ein Papier, er las es und unterschrieb es. Das Papier wurde später als der von Reder erteilte Befehl erkannt, alle Zivilisten zu töten, die in Valla festgenommen worden waren. Und mein Vater, mit seinem sechsten Sinn, hatte später die Bestätigung, als Reder vor dem Verlassen seines Wirtshauses ... ihm für die Gastfreundschaft irgendwie dankbar war und fragte ... ob er eine Familie habe. "Ja, ich habe eine Familie", sagte mein Vater.

 Dann sagte mein Vater, wohin seine Familie gegangen sei ... und er bemerkte, dass Reder erschrocken war ... weil der verstanden hatte, dass die Familie meines Vaters zu der Gruppe von Menschen gehörte ... die bereits getötet war ... und dann ging er schnell weg. Sicher ... jemand ... viele Leute sind während der ersten Zeit verrückt geworden. Ich kann Ihnen sagen, dass meinem Vater, der 1888 geboren wurde, durch dieses Trauma ... in kurzer Zeit ... sein Haar weiß wurde und dann... wegen eines solchen Traumas ... verlor er auch das Augenlicht seines rechten Auges. ... Das heißt ... es musste irgendwo explodieren ... er hat die Kraft gefunden, nicht verrückt zu werden ... und er hat mit seinem dafür Körper bezahlt." (Roberto Oligeri (1950), interviewt am 19. August 2002

„Ich erinnere mich, dass wir uns am 15. Juli, dem Tag des Schutzpatrons des Dorfes, mit meiner Familie trafen und mein Vater immer diese Dinge erzählte. Und es war schrecklich. Ich erinnere mich, dass er jedes Mal schrie, buchstäblich schrie, obwohl er seine Geschichte gerne erzählte ... oft schien es, als wollte er nicht darüber reden, aber es war

so wichtig für ihn .... also haben wir uns immer am 15.7., dann am 19.8. und dann auch am 8.9. mit der Familie getroffen. Er hat uns immer von der Zeit erzählt, die er in der Armee verbracht hat, und dann ist er dazu übergegangen, über diese Tatsachen zu sprechen ... das was passiert war.. Dann wurde er wütend, fing er an zu schreien und die Diskussion war beendet. Dann ging er, er ging die ganze Zeit, aber er erinnerte sich immer daran, auch wenn er wusste, dass es wehgetan hätte." Mario Oligeri (1947) Sohn des Gastwirts Oligeri, interviewt am 16. Dezember 2001)

Mario Oligeri bezeugt während des Prozesses gegen Major Reder:

Es war gegen 10:00 Uhr am 19. August 1944, als ich mehrere Lastwagen voller deutscher SS-Soldaten sah, die das Dorf San Terenzo Monti durchquerten, die Lastwagen fuhren in Richtung des etwa anderthalb Kilometer entfernten Baches Bardine. Als ich diese Truppen passierte, schloss ich mit Vorsicht meinen Laden für Lebensmittel, Weine und Spirituosen. Aber nach ein paar Minuten musste ich es wieder öffnen, weil es sieben oder acht deutsche Offiziere gab, die essen und trinken wollten.

Ich erinnere mich sehr gut, dass unter diesen Leuten ein Mann ohne linken Unterarm war, groß, von weißer Hautfarbe, zu blond tendierenden Haaren und nach meinem Eindruck nicht älter als 30. Der Fahrer, der etwas Italienisch sprach, sagte mir, der Offizier sei der Kommandant und habe den Rang eines Majors. Sie aßen ungefähr anderthalb Stunden, als ein deutscher Soldat kam und dem deutschen Major ein Papier. Der Major liest es, unterschreibt es und gibt es an den Soldaten zurück, der Soldat geht sofort und nimmt die Straße, die nach Valla führt, etwa 10 Minuten zu Fuß entfernt. Nach einer Viertelstunde hörte man, wie ich später erfuhr, aus dem Dorf Valla das Geräusch von  Maschinengewehrschüssen.

Als am Morgen die ersten deutschen Lastwagen vorbeifuhren, hatte fast die gesamte Bevölkerung von San Terenzo Montoi verängstigt das Dorf verlassen, die Menschen waren zu mehreren in der Umgebung verstreuten Bauernhöfen gegangen. Auch meine Familie, bestehend aus meiner Frau und fünf Kindern (zwei Jungen und drei Mädchen) zog weg, sie zogen in das Bauernhaus eines Freundes von mir in Valla. Dann gingen die Offiziere weg, und sobald ich den Eindruck hatte, dass keine Deutschen mehr da waren, schloss ich den Laden und ging zum Bauernhaus, um die Familie abzuholen. Einmal angekommen, erschien mir eine gewaltige Szene vor meinen Augen.

Alle meine Lieben wurden zusammen mit

mehreren anderen Zivilisten, deren Leichen auf dem Boden unter der Laube des Hauses lagen, brutal getötet."

 

Don Mario Posani „Während die regulären Soldaten überall auf dem Land nach Opfern für das Massaker suchten, kam der Kommandeur der SS namens Walter Reder, leicht erkennbar, weil ihm ein Unterarm (ich glaube der linke) fehlte, zusammen mit einigen Beamten , einschließlich der Gestapo von Sarzana, baten den Wirt Mario Oligigeri (Sohn von Romano), ihnen reichlich Wermut und gute Weine zu servieren, dann ließen sie ihn das Mittagessen zubereiten, alles natürlich ohne einen Cent zu bezahlen".

 

Opfer des Massakers von San Terenzo, Valla und Bardine:

161 Personen,

79 Personen weiblichen Geschlechts

(15 Kinder, 39 Erwachsene, 10 Senioren, 6 ohne Altersangabe),

91 Personen männlichen Geschlechts (11 Kinder, 60 Erwachsene, 13 Senioren , 5 ohne Altersangabe,

2 unbezeichnete Körper

In San Terenzo Monti wird nicht nur in einem Museum, einer ehemaligen Kapelle, mit zahlreichen Dokumenten, Fotos und Materialien an diese Massaker erinnert.

 

Entlang eines dem Leidensweg Jesu Christi nachgebildeten Kreuzweg werden in 14 Stationen die Leiden der Menschen unter dem Terror der Nazis geschildert.

Dabei sind auf Tafeln die Leiden der Menschen von San Terenzo Monti beschrieben.

Die Texte haben wir mit Hilfe von Übersetzungsmaschinen ins Deutsche übertragen.

Dann sind wir diesen Weg gegangen. Und die Erinnerung an diese Opfer der Nazis bestärkte uns:

Erinnern heisst: Handeln gegen rechts !

 

Wir haben uns in das Buch im Museum eingetragen:

"Für eine menschliche Welt in Frieden!

Entschieden gegen rechts!"

 

Der Kreuzweg der Menschen in San Terenzo Monti August 1944

Jesus wird zum Tode verurteilt

Die Menschheit muss dem Krieg ein Ende setzen, oder der Krieg setzt der Menschheit ein Ende.
(John Fitzgerald Kennedy)

Die imperialistischen Pläne Hitlerdeutschlands traten 1939 in Europa mit zunehmender Gewalt auf. Nach dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht in Polen erklärten die Westmächte Frankreich und Großbritannien Deutschland den Krieg.

Es war der Beginn des Krieges, der über 55 Millionen Menschen das Leben kostete.

Nach der Eroberung Polens und Norwegens beschloss Hitler im Frühjahr 1940, Frankreich anzugreifen, und innerhalb weniger Wochen wurde es besiegt.

Am 10. Juni 1940, als die Franzosen aufgerieben waren, trat sogar Mussolinis faschistisches Italien auf der Seite Deutschlands, mit dem er zuvor einen Stahlpakt geschlossen hatte, in den Krieg ein, um es im Kriegsfall mit seiner ganzen Militärmacht zu unterstützen.

Nach der Einnahme von Paris versuchte Hitler vergeblich, in Großbritannien einzudringen, und eröffnete eine neue Front gegen die Sowjetunion, die in den Krieg eintrat. Zusammen mit den Briten griff sie die Nazi-Truppen permanent an und verschärfte  den Konflikt dauerhaft.

Am 7. Dezember 1941 führte eine unerwartete Aktion zu einem Wendepunkt im Krieg.

Japan griff die US-Flotte in Pearl Harbor an und zerstörte fast die Hälfte  und löste damit den Kriegseintritt aus, der den Lauf der Geschichte veränderte.

Zwischen der zweiten Hälfte des Jahres 1942 und dem Beginn des Jahres 1943 begannen die anglo-amerikanischen Alliierten an allen Fronten vorzurücken, und im September 1943 wurde Italien von den Alliierten im Süden befreit.

In dem Versuch, den Vormarsch der alliierten Armee nach Norditalien zu verlangsamen, führte das deutsche Militär 1944 einen "aggressiven Rückzug" durch, um die Apenninen zwischen der Toskana und der Emilia Romana zu kontrollieren. Hier wurde eine Verteidigungslinie mit der Bezeichnung "Gotische Linie" ("Grüne Linie") eingerichtet, die die italienische Halbinsel in zwei Hälften teilte und sich von der Provinz Apuania (heute Massa Carrara) bis zur Adriaküste von Pesaro über eine Länge von 320 km und eine Tiefe von bis zu 30 km erstreckte.

Jesus nimmt das Kreuz auf seine Schultern

Wie zu Zeiten von Speeren und Schwertern, so ist es auch heute, im Zeitalter der Raketen, das Herz des Menschen, das vor den Waffen tötet.
(Papst Johannes Paul II)

Jesus fällt zum ersten Mal unter dem Kreuz

 

"Denken Sie niemals, dass ein Krieg, wie notwendig oder gerechtfertigt er auch erscheinen mag, kein Verbrechen mehr ist."
Ernest Hemingway

San Terenzo Monti, im südwestlichen Teil der Gemeinde Fivvizzano gelegen, an der Straße 446, die über Fosdinovo in Richtung der Ebene von Sarzana und Carrara führt, war Schauplatz einer der brutalsten Repressalien gegen die Zivilbevölkerung durch Abteilungen der XVI. SS-Panzer-Grenadier-Division "Reichsführer SS", die für weitere Massaker an der Zivilbevölkerung in der Toskana und der Emilia verantwortlich war.

Zwischen Ende Juli und Anfang August 1944 wurde in Fosdinovo eine Kompanie mit etwa 100 Angehörigen der Pioniere der XVI. Division unter dem Kommando von Leutnant Albert Fischer stationiert, die eine Reihe von Überfällen in der nächsten Umgebung unternahm und zahlreiche Razzien unter den Einwohnern durchführte.

Am Morgen des 10. August 1944 wurde das Dorf San Terenzo Monti von einer Gruppe der SS in Kampfordnung eingenommen und die Häuser und Viehställe wurden durchsucht.

Zwei Ortsvorsteher, die die deutsche Sprache kannten, fragten den Kommandanten nach den Gründen für die Besetzung. Der Leutnant antwortete, dass er beabsichtige, das Land zu zerstören, als Vergeltung für den Tod von zwei Deutschen, die von den Partisanen in Ceserana, einem Dorf, das zwei Kilometer entfernt liegt, getötet wurden.

Die beiden erkannten, dass dies ein Vorwand war, das Territorium zu überfallen, eine Geldstrafe zu verhängen und  Vieh zu beschlagnahmen.

Am 14. August kehrten die Deutschen zurück und raubten weiteres Vieh.

Jesus begegnet seiner Mutter

Es braucht mehr Mut zum Vergessen als zum Erinnern.
Sören Kierkegard

Simon von Cyrene hilft Jesus das Kreuz tragen

 Wenn wir uns nicht erinnern, können wir nicht verstehen.
Edward Morgan Forster

Am Morgen des 17. August, gegen 9.00 Uhr, traf eine Abteilung, bestehend aus zwanzig deutschen Einheiten und einem Lastwagen, in dem Dorf Bardine ein, das etwa zwei Kilometer von San Terenzo Monti entfernt liegt.

Hier befahl das Militär der Bevölkerung, mehrere Stück Vieh abzuliefern.

Sobald sie mit dem Beladen fertig waren, zogen sie sich nach Fosdinovo zurück, aber kurz vor dem Ort Bardine, nach dem gleichnamigen Bach, wurden sie von einigen Partisanen der Abteilung "Oliven" angegriffen, die von Elementen der Gruppe "Gerini" verstärkt wurden, Mitglieder der neuen Partisanenbrigade "Muccini", die einige Monate zuvor gegründet worden war und in der unteren Region von Carrara und Lunigiana arbeitete.

Einige Frauen aus San Terenzo Monti halfen den beiden verwundeten Deutschen, von denen einer später starb, nachdem er in Fosdinova auf einer behelfsmäßigen Bahre getragen und einer Gruppe deutscher Pioniere übergeben worden war.

Veronika reicht Jesus das Schweißtuch

Eine schlechte Tat quält uns nicht sofort, wenn sie getan ist, sondern nach langer Zeit, wenn wir uns daran erinnern, weil die Erinnerung nicht erlischt.
-Jean -Jacques Rousseau

Am Nachmittag des 17. August erreichte ein starkes deutsches Truppenkontingent (etwa hundert Mann auf einigen Lastwagen) unter dem Kommando von Leutnant Albert Fischer Bardine, um die Leichen der Soldaten zu bergen, die bei den Zusammenstößen mit den Partisanen gefallen waren.

Während des Rückzugs wurde ein großer Teil der Gemeinde durch Brände und Sprengstoffanschläge zerstört.

Auf dem Rückweg nach Fosdinovo wurden zwei Personen erschossen, die Eheleute Vangeli, Giuditta und Giuseppe, die vor ihrem Haus in der Nähe des Friedhofs an der Straße von San Terenzo Monti nach Bardine überrascht wurden.

Aufgrund dieser Ereignisse und aus Angst vor weiteren deutschen Vergeltungsmaßnahmen verließ der Großteil der Bevölkerung von San Terenzo Monti in den folgenden zwei Tagen das Dorf.

Jesus fällt zum zweiten Mal unter dem Kreuz

Ich lehne Gewalt ab, weil das Gute, das sie zu bewirken scheint, nicht lange anhält; dagegen ist das Schlechte, das sie bewirkt von Dauer.
Mahatma Ghandi

Am Morgen des 19. August kehrte ein langer Konvoi von Reichsführern aus Fosdinovo in einer Stärke von  400 Soldaten nach San Terenzo Monti zurück, sie führten 53 Zivilisten mit sich, die eine Woche zuvor in der Gegend von Valdicastello (in der Nähe der Versilia) auf dem Rückweg vom Massaker von Sant'Anna die Stazzema festgenommen worden waren.

Die an der Operation beteiligten Abteilungen waren die in Fosdinovo aufgestellten Abteilungen der sechzehnten SS-Panzerabteilung Aufklärung-XVI unter dem Kommando von Major Walter Reder.

Die 53 Geiseln des Kommandos aus der Versilia wurden nach Bardine gebracht, genau an die Stelle, wo zwei Tage zuvor der Partisanenangriff stattgefunden hatte.

Hier wurden sie mit Stacheldraht fest um den Hals an Bäume, Hecken und Stützpfähle der Weinberge gebunden und nach einem langsamen Todeskampf mit einem Genickschuss niedergestreckt.

Die 53 Opfer waren zwischen 19 und 55 Jahre alt.

Am Morgen des 19. August drangen weitere deutsche Einheiten in das Dorf San Terenzo Monti ein, wo sie den Pfarrer Michele Rabino töteten, während er seine Kaninchen im Wald hütete.

Das kleine Mädchen Maria Vangeli wurde Zeuge des Mordes und versteckte sich verängstigt im Wald. Sie war seit dem 17. August Waise und war vom Dorfpfarrer bereitwillig aufgenommen worden.

Zur gleichen Zeit zogen andere deutsche Einheiten weiter flussabwärts, in Richtung des Weilers Ceserano, wo es über die Brücke zum Bauernhof von Valla ging.

Hier, etwa eine Meile von San Terenzo Monti entfernt, befand sich ein großes Bauernhaus, in das sich ein Großteil der Bevölkerung geflüchtet hatte, mehr als hundert Menschen, vor allem Frauen, Kinder und alte Menschen.

Die Umgebung gab ihnen Vertrauen, denn sie waren zwar außerhalb des Dorfes, fern von möglichen Repressalien und gleichzeitig so nah, um ihnen die Kontrolle über die wenigen zu Hause verbliebenen Habseligkeiten zu ermöglichen.

 

Jesus begegnet den weinenden Frauen

Nach Jahrtausenden des Hasses und der Kriege sollten wir zumindest das gelernt haben: dass der Schmerz keine Fahne hat.
Dacia Maraini

 

Jesus fällt zum dritten Mal unter dem Kreuz

Fast nichts wie Krieg und nichts wie ein ungerechter Krieg, erschüttert die Würde des Menschen
Oriana Fallaci

Am späten Vormittag des 19. August gelang es einem Teil der deutschen Truppen, das Gebiet von Valla zu erreichen und einzukreisen.

Hier wurden sie gefangen genommen und als Geiseln genommen, die Bauernhöfe in der Umgebung des Bauernhauses geplündert und andere Leute eingesperrt, die gezwungen waren, auf der Strasse zwischen Valla und San Terenzo auf und ab zu marschieren

Nach dem ihnen aufgezwungenen Zwangsmarsch wurden die Gefangenen in den Räumen des Hauses eingesperrt.

Gegen 13:30 Uhr wurden die in der Ortschaft Valla eingesetzten Soldaten von SS-Major Walter Reder über das Schicksal der dort lebenden Menschen befohlen.

Der deutsche Offizier aß in dem einzigen Restaurant der Gegend, das von Mario Oligeri geführt wurde.

Beim Mittagessen kam ein Soldat, der Reder ein Blatt gab. Der deutsche Offizier las es, unterschrieb es und gab es dem Soldaten zurück, der nach Valla ging.

Nachdem Major Reder grünes Licht gegeben hatte, wurde zunächst eine Rote Rakete abgefeuert. Danach wurden die Geiseln aus Valla heraus auf ein nahe gelegenes Feld geführt.

Hier feuerten die deutschen Soldaten, sobald alle versammelt waren, aus nächster Nähe mit Schüssen aus schweren Maschinengewehren und töteten dann jede Person mit einem weiteren Kopfschuss.

Bald darauf wurde eine zweite Rakete in Weiß abgefeuert, sie sollte das Ende der Operation anzeigen.

Von den 106 Personen, die in Valla zusammengetrieben wurden, entkamen 2 kurz vor der Hinrichtung, indem sie aus dem Fenster des Hauses sprangen, in dem sie eingesperrt waren.

Clara Cecchini, ein siebenjähriges Mädchen, wurde mit anderen beschossen. Trotz der Verletzungen gelang es ihr, sich zu retten, indem sie vorgab, tot unter den Körpern der Eltern zu sein, um dem Kopfschuss zu entgehen.

Nach einem langen Krankenhausaufenthalt wurde sie von ihren Großeltern mütterlicherseits betreut und dann von dem einzigen überlebenden Kind der Ehegatten Barucci, den Eigentümern der Ländereien von Valla, adoptiert, die zusammen mit den Eltern des Mädchens getötet worden waren.

Jesus wird seiner Kleider beraubt

Die Wahrheit ist umso schwerer zu hören, je länger sie verschwiegen wird.
Anne Frank

Jesus wird ans Kreuz genagelt

Dies sind die genauen Worte von Clara Cecchini über diesen tragischen Tag:

„Sobald die Deutschen in Valla ankamen, umzingelten sie unser Haus, dann kam einer herein und zwang uns alle raus. Meine Mutter versuchte ihnen zu sagen, dass wir in San Terenzo waren, und sie sagten: ‚Komm, nichts Schlimmes, nichts caput'.

Inzwischen kamen neue Deutsche aus verschiedenen Gegenden, die neue Frauen und Kinder mitbrachten.

Sie ließen uns marschieren und tanzen. Es schien, dass sie uns unterhalten wollten, aber plötzlich ihre Waffen auf uns richteten und feuerten.

Ich habe nichts gesehen oder gehört. Erst in der Dämmerung begann von allen Seiten gequetscht fühlen. Ich öffnete meine Augen und fand mich unter einem Haufen Leichen wieder, von denen Blut auf mich tropfte.

Ich fühlte mich sehr hungrig und ging hinaus, um eine Traube zu essen, aber ich war immer noch durstig.

Ich ging zurück zum Haus ... da war eine Leiche und ich musste darüber klettern ... und ich trank, währenddessen hörte ich jemanden sprechen ... Ich schaute aus dem Fenster und konnte immer noch die Deutschen sehen. Dann schlich ich langsam hinunter und ging wieder unter die Pergola, und dort baute ich bis abends um sieben eine Ecke neben einem Heuhaufen auf.

Ich ging hinaus, erst als ich andere Leute im Dorf hörte, die sich weinend näherten.

Am 19. August, gegen Abend, als alle Deutschen weg waren, kamen die ersten Menschen nach Valla, die dem Massaker entkommen waren.

Grausame Szenen zeigten sich  ihren Augen: Die Leichen waren in kleinen Gruppen angeordnet, jede Familie hatte kurz vor der Beschießung eng zusammengestanden.

Nur wenige Menschen aus der Gegend hatten nur einen Angehörigen verloren.

Das Trauma, das die Überlebenden beim Anblick des Massakers erlebten, verwandelte sich in ein kollektives Klagelied, das sich noch in derselben Nacht im ganzen Tal verbreitete.

Die Beerdigung der Opfer fand zwangsläufig in einer äußerst prekären Situation statt.

Im Morgengrauen des 20. August begannen die Bestattungen: Die Leichen wurden auf Ochsenkarren geladen und zum Friedhof von San Terenzo Monti transportiert, wo inzwischen mehrere Gräber ausgehoben worden waren.

Jesus stirbt am Kreuz

Tränen sind das Schmelzen des Eises der Seele. Und denen, die weinen, sind alle Engel nahe
Hermann Hesse

Jesus wird vom Kreuz abgenommen und in den Schoß seiner Mutter gelegt

Wenn Verstehen unmöglich ist, ist Wissen notwendig
Primo Levi

Die Leichen der 53 Männer aus der Versilia, die in Bardine barbarisch hingerichtet wurden, wurden erst am 21. August beerdigt.

Unter der Leitung von Padre Lino delle Piane des Franziskanerklosters von Soliera und eines jungen Studenten aus Carrara, Almo Barachini, begruben einige Bewohner der umliegenden Weiler die Leichen in zwei Massengräbern, die an den Ufern des Baches Bardine ausgehoben wurden.

Mehr als drei Stunden waren nötig, um die Leichen loszubinden und in die etwa 80 Meter entfernten Massengräber zu bringen. Angesichts des fortgeschrittenen Verwesungsstadiums der 53 Leichen war dies besonders schmerzhaft.

In den nächsten Monaten wurden die deutschen Angriffe und Schüsse mit Gewalt fortgesetzt, um die Kontrolle über das Territorium zu behalten. Dies versetzte die gesamte Bevölkerung von San Terenzo Monti in Panik und Bestürzung, die gezwungen war, nach sicheren Verstecken zu suchen.

Erst am Morgen des 23. April 1945, mit der Ankunft einiger amerikanischer Truppen, wurde die Gegend befreit.

Die Toskana war eines der am stärksten von der Nazi-Gewalt betroffenen Gebiete, Zwischen April und August 1944 wurden mehr als 280 Massaker von den Nazi-Faschisten verübt und rund 4500 Zivilisten getötet..

San Terenzo Monti war nicht das einzige betroffene Dorf, weitere abscheuliche Verbrechen gegen die Menschlichkeit wurden von derselben Abteilung der XVI. SS-Panzer-Grenadier-Division "Reichsführer-SS" begangen, darunter::

► Sant'Anna di Stazzema 12. August 1944: 560 Opfer

► Vinca 24. bis 27. August 1944:          173 Opfer

► Marzabotto 29. September bis 5. Oktober 1944: 770 Opfer

Jedes Jahr am 19. August wird das Gedenken an das dramatische Massaker von San Terenzo Monti - Bardine begangen.

 

Der heilige Leichnam Jesu wird in das Grab gelegt

 

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