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Karl Liebknecht

„Einer hat dennoch sein Antlitz über den Krieg erhoben, und es wird einst leuchten in der Schönheit und der Bedeutung seines Mutes.“

                                Der französische Schriftsteller Henri Barbusse über Karl Liebknecht.

"Nieder mit dem Krieg! Nieder mit der Regierung!"

Karl Liebknecht spricht 1911 in Berlin.

Karl Liebknecht wurde am 13. August 1871 in Leipzig geboren. Er war der zweitälteste Sohn von Wilhelm Liebknecht, "Soldat der Revolution" von 1848 und Mitbegründer der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei (SDAP), eines Vorläufers der späteren Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD). Seinen Vater, der als Sozialist verfolgt wurde, bekam er als Kind kaum zu Gesicht. Wilhelm Liebknecht befand sich oft in Gefangenschaft oder im Exil. Trotz der bedrückenden Umstände zeigte sich der junge Karl vielseitig interessiert. Besonders Naturwissenschaften und Philosophie, weniger die Politik, hatten es ihm angetan. Nachdem er sein Abitur mit finanzieller Unterstützung der väterlichen Freunde Karl Marx und Friedrich Engels erfolgreich absolviert hatte, wollte er Medizin studieren.

 

Doch statt dessen studierte er Rechtswissenschaften, mangelte es der sozialdemokratischen Bewegung doch an fähigen Anwälten. 1899 eröffnete Karl Liebknecht mit seinem älteren Bruder Theodor eine Kanzlei in Berlin. Dort lernte er auch Julia Paradies kennen, die Tochter eines reichen Kaufmanns, die er später heiratete. Mit ihrem großbürgerlichem Habitus kam er allerdings nur schlecht zurecht. Nach dem frühen Tod seiner ersten Frau heiratete er 1912 die russische Kunsthistorikerin Sophie Ryss.

Festungshaft für Antimilitarismus-Schrift

Liebknechts radikalen antimilitaristischen Ideen, die der deutschen Rüstungsindustrie ein Dorn im Auge waren, stießen auch in der SPD auf Ablehnung. Trotzdem wurde er erst Landtags-, dann zum Reichstagsabgeordneten  gewählt - Ausdruck seines Ansehens, das er innerhalb der Arbeiterschaft  hatte, weil er konsequent für seine Ideen eintrat. Für seine Schrift "Militarismus und Antimilitarismus" wurde er am 12. Oktober 1907 zu eineinhalb Jahren Festungshaft wegen Hochverrats verurteilt. Nach dem Urteil wurde er von den Massen vor dem Leipziger Reichsgericht stürmisch gefeiert.

► Karl Liebknecht: Begründung der Ablehnung der Kriegskre dite

"Nieder mit dem Krieg! Nieder mit der Regierung

Am 2. Dezember 1914 stimmte Karl Liebknecht als einziger Abgeordneter im Reichstag gegen die Bewilligung weiterer Kriegskredite. Während die Vertreter aller Fraktionen sich von ihren Plätzen erhoben und damit ihre Zustimmung bekundeten, blieb Liebknecht sitzen. Der Reichstagspräsident mußte feststellen, daß die Kredite gegen die Stimme des Abgeordneten Karl Liebknecht angenommen worden waren. Seine Begründung durfte dieser nicht mündlich vortragen. Daher gab er sie zu Protokoll. „Dieser Krieg“, schrieb er, „den keines der beteiligten Völker selbst gewollt hat, ist nicht für die Wohlfahrt des deutschen oder eines anderen Volkes entbrannt. Es handelt sich um einen imperialistischen Krieg, einen Krieg um die kapitalistische Beherrschung des Weltmarkts, um die politische Beherrschung wichtiger Siedlungsgebiete für das Industrie- und Bankkapital.“ Die Erklärung durfte nicht in das stenographische Protokoll der Sitzung aufgenommen werden.Gemeinsam mit Rosa Luxemburg   gründete er im Januar 1916 den "Spartakusbund", schrieb unermüdlich Aufsätze, referierte auf Arbeiter- und Sozialistenkongressen weltweit über die Gefahren des Militarismus. Am 1. Mai 1916 begann Karl Liebknecht seine Rede auf dem Potsdamer Platz mit den Worten "Nieder mit dem Krieg! Nieder mit der Regierung!". Weiter kam er nicht. Er wurde verhaftet und später zu vier Jahren Haft im Zuchthaus Luckau verurteilt.

Liebknecht ruft "Sozialistische Republik" aus

Als Liebknecht mit dem Ende des Ersten Weltkriegs begnadigt wurde, hatte sich das politische Klima gewandelt. Deutschland stand am Vorabend einer Revolution. Als im November 1918 tatsächlich Aufstände ausbrachen, rief Liebknecht  am 9. November vom Balkon des Berliner Schlosses die Sozialistische Republik aus. Kurz vorher war allerdings schon andernorts der Sozialdemokrat Philipp Scheidemann aufgetreten, um die Deutsche Republik zu verkünden. In den folgenden Tagen konstituierte sich eine Regierung unter der Führung des Sozialdemokraten Friedrich Ebert. Liebknecht wollte dieser Regierung nicht beitreten, hatten seine früheren Genossen aus seiner Sicht doch mit ihrer Zustimmung zum Krieg alle Ideale der Partei verraten. So forderte er die Massen auf, diese Regierung zu bekämpfen und die Revolution fortzuführen.

Um ihre neu errungene Macht zu sichern, kooperierte die sozialdemokratische Revolutionsregierung mit den alten Eliten. Aufflackernde Aufstände zu Weihnachten 1918 und im Januar 1919 wurden blutig niedergeschlagen. Um die Jahreswende hatten sich die "Spartakisten" mit linken  Sozialdemokraten zusammengeschlossen und die Kommunistische Partei Deutschlands gegründet. Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg waren die Köpfe der KPD, sie wurden von der regierungstreuen Presse geächtet und als Volksverräter an den Pranger gestellt.

Ermordung am 15. Januar 1919

Sie waren an keinem Ort mehr sicher und schon seit Tagen auf der Flucht, als sie am Abend des 15. Januar 1919 in der Wohnung eines Freundes aufgespürt und verhaftet wurden. Der für die Festnahme verantwortliche Hauptmann Waldemar Pabst ließ die Gefangenen in sein Stabsquartier im Nobelhotel Eden bringen und nach kurzem Verhör getrennt ins Gefängnis abtransportieren.

Dort kamen sie jedoch nie an. Karl Liebknecht wurde nach kurzer Fahrt im Berliner Tiergarten aus dem Auto gezwungen und von hinten erschossen. Später hieß es, man habe nur so einen Fluchtversuch unterbinden können. Auch Rosa Luxemburg wurde kurz darauf erschossen. Ihre Leiche warf man in den Landwehrkanal.

Foto: Friedensrat Markgräflerland 2022

Gedenkstein für Karl Liebknecht im Berliner Tiergarten am Ort seiner Ermordung

Im Sommer 1978 wurde ein Wettbewerb zum Neubau einer Fußgängerbrücke  über den Landwehrkanal im Berliner Tiergarten ausgeschrieben, aus dem ein Entwurf des Architektenehepaares Ralf Schüler und Ursulina Schüler-Witte hervorging. Während der Neuerrichtung der Brücke setzten sich die Architekten stark dafür ein, dass die Ermordung Rosa Luxemburgs im Jahre 1919 nur wenige Meter von der Brücke entfernt bei der Gestaltung des Uferteils nicht unbeachtet bleiben sollte. Forciert wurde das Anliegen zu einem Denkmal dadurch, dass im Mai 1985 eine Gedenkplatte für Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht an der Corneliusbrücke durch einen vermutlich rechtsextremen Anschlag gesprengt wurde. Die Architekten entwarfen ein in Wechselbeziehung zueinanderstehendes Mahnmal an zwei Orten für ►Rosa Luxemburg an der Lichtensteinbrücke und für Karl Liebknecht am Neuen See.  Bei beiden Denkmälern handelt es sich um Stiftungen der Architekten

Inschrift des Gedenksteins für Karl Liebknecht im Berliner Tiergarten am Ort seiner Ermordung

Am Abend des 15. Januar 1919 wurden Dr. Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg / von Soldaten und Offizieren der Garde-Kavalerie-Schützen-Division misshandelt und ermordet. / Rosa Luxemburg, tödlich verwundet oder tot, wurde von ihren Mördern neben der Lichtensteinbrücke in den Landwehrkanal geworfen. / Der andere Teil dieses Mahnmals, wenige hundert Meter südlich, kennzeichnet diesen Bereich. / Karl Liebknecht wurde hier, am Ort dieses Mahnmals erschossen. / Im Kampf gegen Unterdrückung, Militarismus und Krieg starb der überzeugte Sozialist Karl Liebknecht / als Opfer eines heimtückischen politischen Mordes. / Die Missachtung des Lebens und die Brutalität gegenüber Menschen / Lassen die Fähigkeit der Menschen zur Unmenschlichkeit erkennen. / Sie kann und darf kein Mittel irgendeiner Konfliktlösung sein und bleiben. / Berlin 1987

Foto: Friedensrat Markgräflerland 2022

DenkMal für Karl Liebknecht im Berliner Tiergarten am Ort seiner Ermordung

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