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Ostermarsch Rede Uli Rodewald

Ostermarsch 2016 in Müllheim

Rede Uli Rodewald (Friedensrat Markgräflerland vor der Robert Schuman Kaserne der Deutsch Französischen Brigade in Müllheim                                                                                                                                                                                                       ( z. T. unter Verwendung eines Textes von Christoph Sieber)

 

 

Fröhlich und entschieden – für eine Welt in Frieden!


Liebe Ostermarschierinnen und Ostermarschierer,

Wir veranstalten den Ostermarsch hier in Müllheim seit nunmehr 19 Jahren
Der unmittelbare Grund ist hinter mir zu sehen: Die Kaserne der Deutsch Französischen Brigade, 5500 Menschen, dazu ausgebildet und ausgerüstet Kriege in aller Welt zu führen.

Dabei galt nach Ende des von den deutschen Oberen angezettelten 2. Weltkrieges in diesem Land als Staatsräson: Nie wieder Krieg!
Heute erklären mir die Oberen meines Landes: Dies sei ein geschichtlicher Irrweg gewesen und Kriege zu führen sei Teil der Staatsräson dieses Landes.

Noch verlangen die Oberen dieses Landes nicht von mir, ich solle endlich einsehen, dass die Erde eine Scheibe sei.
Heute erwarten die Oberen dieses Landes von mir nur die Zustimmung zu solch einfachen Sätzen wie:
Die Deutsch Französische Brigade ist eine Feuerwehr.
Die EU ist eine hehre Friedensmacht.
Die Sicherheit der Bundesrepublik wird am Hindukusch oder in Mali, am Horn von Afrika oder sonstwo auf der Welt verteidigt.
Ostermaschierer sind kalte Krieger.
Der  General denkt an die Kinder.

Heute erwarten die Oberen dieses Landes bloß von mir, dass ich Krieg nicht Krieg nenne, sondern  beispielsweise „humanitäres Krisenverhinderungsmanöver“. 

Die deutschen Oberen verstecken sich und ihre Verantwortung hinter Begriffen  wie: DIE NATO, DIE INTERNATIONALE STAATENGEMEINSCHAFT, DIE EU, DIE UNO als kriegführende Subjekte.  Was sind das für Subjekte? Herr oder Frau NATO?
Diese Subjekte gibt es ebensowenig, wie den Krieg gibt. Kriege kommen nicht aus einer grauen Wolke. Kriege werden gemacht. Von Menschen. Genauer: Von Menschengruppen, die davon profitieren.

Kriege sind konkret. Kriege sind staatlich organisiertes Morden. Kriege sind: Leichen.

Eine Politik, die sich als Krieg fortsetzen lässt, ist selbst schon gewalttätig, ist kriegerisch.
Das ist aber keine Politik, das ist Verzicht auf Politik.

Wenn von den deutschen Regierenden behauptet wird, sie würden Kriege nur als letztes, aber wirklich nur als allerletztes Mittel einsetzen, dann meinen sie allerdings nur die beschränkten Mittel und Methoden fachidiotischer Herrschaftsmanager. Jener die meinen, etwas von Verhandeln zu verstehen, von Diplomatie, und davon, wie ihresgleichen auf solchen Druck reagiert. Anderes kennen sie nicht. Und weil sie nichts anderes kennen, behaupten sie, ihre Ausweglosigkeit müsse auch die unsrige sein.
Aber wovon sie nichts verstehen, ist Politik. Das ist die Arbeit mit und an und für die Menschen.

Die Menschen spielen bei den Oberen dieses Landes eine Rolle. Sie sind ihnen ein störendes Geräusch auf der Straße.

Ich aber will mich nicht gewöhnen, wenn davon gesprochen wird, dass Deutschland endlich in der Normalität angekommen ist, wenn es sich an internationalen Kriegseinsätzen beteiligt. Die Beteiligung an Kriegen darf nie Normalität werden.

Ich aber will mich nicht gewöhnen, dass Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen auf die Frage eines Journalisten, ob denn eine Fußball-WM 2018 in Russland überhaupt denkbar ist, mit dem Satz antwortet:
„Wo auch immer gespielt wird: Deutschland schickt schießendes Personal“.
Das ist nichts anderes als die Verharmlosung des Krieges, indem man ihn einem Spiel gleichsetzt.
Krieg ist kein Spiel, Krieg ist eine Katastrophe

Ich aber will mich nicht gewöhnen, dass in diesem EU Europa Hunderttausenden der Zugang zu Gesundheit, Bildung und einem würdevollen Leben verwehrt werden.

Ich aber will mich nicht daran gewöhnen, dass die Würde des Menschen antastbar ist. Denn die Würde des Menschen steht tagtäglich zu Zehntausenden bei der Tafel an, um Reste zu essen. Die Würde des Menschen krepiert vor Lampedusa und die Würde des Menschen stirbt im Krieg. Und zwar in jedem Krieg.

Wer die Opfer der Terroranschläge in Brüssel und Paris bedauert, wie kann der die Opfer des Terrors in der Türkei, in Afghanistan, in Syrien nicht zur Kenntnis nehmen?
Jede Bombe, jede Granate, jeder Marschflugkörper, ist Terror.
Kriege sind Terror.

Ich will mich nicht an die Barbareien des globalisierten Kapitalimus gewöhnen.
Ich will mich nicht flüchten in den Zynismus derer die rufen: Da kannste nix machen. Das war schon immer so.
Ich möchte mich nicht abfinden, dass es so etwas wie Alternativlosigkeit gibt, weil es nicht stimmt, weil es immer Alternativen gibt

Ich möchte nicht in einer Welt leben, in der man tatsächlich glaubt, wenn jeder an sich denkt, dann ist an alle gedacht.
Und ich möchte nicht in einer Welt leben, in der Menschen, die solche Gedanken haben, als Gutmenschen verspottet werden und verächtlich gemacht werden von denen, denen der Zynismus jegliche Empathie so zerfressen hat, dass sie ihre eigene Herzlosigkeit nur ertragen können, indem sie andere verächtlich machen. Ich möchte nicht, dass die die Deutungshoheit über die Moral bekommen, die keine haben.

Es gibt die Unschuld des Nicht-Wissens nicht mehr. Wir wissen, dass unser Wohlstand auf Unrecht aufgebaut ist. Wir wissen, dass wir die Erde zerstören und wir können auch längst nicht mehr ignorieren, dass andere arm sind, weil wir reich sind.
 
Es ist an der Zeit, sich modernen Konfliklösungen zuzuwenden, die ohne wechselseitiges Töten auskommen. Sage niemand, dies sei unmöglich. Es hat allerdings zur Voraussetzung, dass die unermesslichen Mittel, die eine gewalttätige Politik für Kriege verschwendet, eingesetzt werden für die Beseitigung der Kriegsursachen. Dafür zu Wirken ist unser aller Aufgabe im 21. Jahrhundert. Die Meinung, Frieden sei militärisch durchsetzbar ist so unsinnig wie der Glaube, AKW könnten sicher betrieben werden. Von beiden müssen wir uns trennen.


Eines aber sollte uns bewusst werden: Auf all die großen Fragen unserer Zeit gibt es am Ende eine wahrhaftige Antwort.
Und die sind wir.


 

 

 

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