30. Januar 1933 - Machtübertragung an die Nazis
Wer vom 27. Januar 1945 - der Befreiung Auschwitz - spricht, darf vom 30. Januar 1933 nicht schweigen:
Ein Blick zurück: Am 30. Januar 1933 feierten die Nationalsozialisten die Ernennung Adolf Hitlers zum Reichskanzler. Das Foto zeigt, wie die "Machtergreifung" tatsächlich aussah; es war anfänglich keine gewaltvolle "Ergreifung", sondern eine schlichte "Übergabe" der Macht. Denn Reichspräsident Paul von Hindenburg ernannte Hitler zum neuen Reichskanzler.
Dieses Ziel verwirklichten die Nazis innerhalb kürzester Zeit: Unter Wahrung des Anscheins verfassungsmäßiger Legitimität schalteten sie politische Gegner mit Gewalt und Terror aus und bemächtigten sich der staatlichen Instrumente. |
"Die Ereignisse von 1933 bis 1945 hätten spätestens 1928 bekämpft werden müssen. Später war es zu spät. Man darf nicht warten bis der Freiheitskampf Landesverrat genannt wird. Man darf nicht warten bis aus dem Schneeball eine Lawine geworden ist. Man muss den rollenden Schneeball zertreten. Die Lawine hält keiner mehr auf… " (Erich Kästner)
1928 war die NSDAP noch ein Schneeball. Sie erhielt 2,6% der Stimmen und war mit lediglich 12 Mandaten im Reichstag vertreten. " Am 11. Oktober 1931 veranstaltete die nationalistische Rechte – NSDAP, DNVP, Stahlhelm, Reichslandbund und Alldeutscher Verband– in Bad Harzburg eine Tagung, verbunden mit einem Aufmarsch ihrer Verbände, um Stärke und Geschlossenheit zu demonstrieren. Prominenteste Gäste waren der Kaiser-Sohn und SA-Gruppenführer August Wilhelm Prinz von Preußen ("Auwi"), der frühere Reichsbankpräsident Hjalmar Schacht und General a. D. von Seeckt. Zu welchen Zielen die Nazis die Macht in einem autoritären Führerstaat nutzen wollte, das offenbarte Hitler in einer vertraulichen Rede vor Truppen- und Wehrkreisbefehlshabern am 3. Februar 1933. Um die "Wiederwehrhaftmachung" des deutschen Volkes zu erreichen, sollten Parlamentarismus und Demokratie abgeschafft werden. In dem uns überlieferten Stichwortprotokoll eines Beteiligten heißt es dazu: "Völlige Umkehrung der gegenwärtigen Zustände in Deutschland. Keine Duldung der Betätigung irgendeiner Gesinnung, die dem Ziel entgegensteht (Pazifismus!). Wer sich nicht bekehren läßt, muß gebeugt werden. Ausrottung des Marxismus mit Stumpf und Stiel. [...] Todesstrafe für Landes- und Volksverrat. Straffste autoritäre Staatsführung. Beseitigung des Krebsschadens der Demokratie." Als den Nazis 1933 die Macht übertragen wurde, überzogen sie Deutschland sofort mit einer beispiellosen Terrorwelle. Politische Gegner verschwanden ohne Prozess in Folterkellern, die zu einer frühen Form von Konzentrationslagern wurden. Oft lagen sie inmitten von Wohngebieten. Fortschrittliche Schulen und Gewerkschaftshäuser machten SA und SS zu Folterorten, um politische Gegner zu misshandeln. Aber auch in Barockschlösser, Fabriken, Brauereien, stillgelegte Zechen oder Kasernen verschleppten die Nazis Kommunisten und Sozialdemokraten, Journalisten, Reichstagsabgeordnete, Angehörige der Zeugen Jehovas, Arbeiter, Männer wie Frauen. In diesen KZ-Vorläufern ging es um die politischen Gegner. Juden wurden inhaftiert, weil sie Kommunisten oder Sozialdemokraten waren, noch nicht, weil sie Juden waren. Doch waren jüdische Häftlinge häufig besonderen Schikanen ausgesetzt. So mussten manche der politisch Verfolgten in Hundehütten leben oder auf einen Mast klettern und krähen wie ein Hahn. Es gab auch Widerstand. Nicht alle waren bereit, den Rechtsbruch und die Misshandlungen tatenlos hinzunehmen.
Frühe KZ befanden sich im gesamten damaligen Reichsgebiet. Die meisten sind bis spätestens 1936 aufgegeben worden zugunsten großer Sammellager außerhalb der Städte. Der Widerstand der politischen Gegner der Nazis brach unter ihrem Terror bald zusammen. Und schon gerieten andere Menschengruppen ins Visier der Nazis: Homosexuelle, sogenannte Asoziale und Berufsverbrecher und schließlich die Juden. In den frühen Lagern ist bereits der Kern der späteren Verbrechen, des Holocaust, angelegt gewesen. |
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