Sant´Anna di Stazzema
Ora e sempre resistenza
Heute und immer: Widerstand
Ab und zu sind wir auf Tour. Wir spüren Vergangenem nach und spüren Neues auf. Zunächst war es nur unsere Absicht, hinter den Alpen dem Frühling entgegenzufahren. Nach Italien. |
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Und so fuhren wir in die Versilia, eine Küstenlandschaft in der nordwestlichen Toskana in den Provinzen Lucca und Massa-Carrara zwischen dem Ligurischen Meer und den Apuanischen Alpen. Sie besteht aus den Gemeinden Pietrasanta, Seravezza Stazzema und Forte dei Marmi. | |
Stazzema - der Name erinnerte uns: Der Ortsteil Sant’Anna di Stazzema wurde am 12. August 1944 durch Truppen der Waffen-SS zerstört, seine Bewohner, etwa 560 Menschen, überwiegend Frauen und Kinder, umgebracht. |
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Der Bürgermeisterei hatten wir diesen Brief geschrieben: | |
Von unsrerer Unterkunft in Pietrasanta machten wir uns auf den Weg nach Sant’ Anna di Stazzema.
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► Dies ist die Geschichte von Sant’ Anna di Stazzema Am Morgen des 12. August 1944 rückten von Pietrasanta her SS-Einheiten der 16. SS-Panzergrenadier-Division
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Am Eingang des Museums dieses Gedicht:
► hier Informationen zum faschistischen Wehrmachtsgeneral Kesselring |
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Im Museum übergaben wir dem Leiter unseren Brief
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und eine Weinrebe aus dem Markgräflerland. Sie soll an diesem Ort wachsen und unsere Verbundenheit lebendig sein lassen |
Dann machten wir uns auf den Weg hinauf zum Hauptdenkmal, dem Monumento Ossario, einem Turm, in dessen offenem Gewölbe ein Marmorsarkophag mit der Gestalt einer ermordeten Mutter mitihrem Kind dargestellt ist. Neben dem Ossario stehen auf einer Tafel Namen und Alter der Opfer. | |
Was uns besonders besonders betroffen macht: Der Umgang mit den Tätern in Deutschland nach 1945. 1951 wurde der frühere SS-Sturmbannführer Walter Reder zwar wegen des Massakers in Marzabotto und anderer Kriegsverbrechen verurteilt, aus Mangel an Beweisen jedoch nicht wegen der Mordtaten in Sant’Anna. Wichtige Beweisstücke mit Namen von beteiligten SS-Angehörigen waren später im „Schrank der Schande“ bis zu ihrer Wiederentdeckung Mitte der 1990-er Jahre verschwunden. Die Staatsanwaltschaft beim Militärgericht La Spezia nahm 1994 Ermittlungen auf, lokale Medienberichte blieben ohne Resonanz. Erst ein ausführlicher Bericht von Christiane Kohl im Magazin der „Süddeutschen Zeitung“ im Oktober 1999 fand in Italien und Deutschland starke Beachtung. Das Militärgericht La Spezia hat nach jahrelangen Ermittlungen, zu denen der Historiker Carlo Gentile mit wesentlichen Archivrecherchen beigetragen hat, 2005 zehn angeklagte SS-Angehörige in Abwesenheit wegen Mordes an 560 Zivilpersonen zu lebenslanger Haft verurteilt. Das Urteil wurde vom Revisionsgericht in Rom im November 2006 bestätigt. Es blieb in Deutschland bis heute ohne Folgen. Der italienische Staatanwalt Marco De Paolis, Ermittler und Ankläger im Strafprozess wegen der Verbrechen in Sant' Anna di Stazzema vor dem Militärgericht in La Spezia (2010), kommentierte die Einstellung des Ermittlungsverfahrens in Stuttgart (2012) mit Unverständnis: "Die deutschen Kollegen glauben nicht, dass es Mordmerkmale gibt, und vor allem gehen sie nicht davon aus, dass die Leute, die die Taten begangen haben, schon im Vorhinein die Intention hatten, das zu tun, was sie getan haben; also vorsätzlich gehandelt haben. Das ist meiner Meinung nach falsch und steht im Gegensatz zu unseren Ermittlungen ... (Der einstellende deutsche Staatsanwalt - Red.) müsste erklären, wie es möglich ist, dass mehr als 400 Menschen, darunter viele Frauen und Kinder, in zwei Stunden umgebracht werden von Personen, die das spontan beschlossen haben, und wie es sein kann, dass eine komplette Abteilung sich in der Nacht zuvor in Bewegung setzt, um diese Aktion durchzuführen..." (Interview in: Kontext-Wochenzeitung, 29./30.2012, S. 3). Die Stuttgarter Staatsanwaltschaft ermittelte seit 2002 gegen ehemalige Angehörige der damals beteiligten SS- Einheiten. Im Oktober 2012 wurde das Verfahren eingestellt, da den Beschuldigten nach Auffassung der Staatsanwaltschaft keine individuellen Straftaten nachgewiesen werden konnten – damit sollte nach Ansicht der Stuttgarter Ermittler eines der schwersten Kriegsverbrechen als der deutschen Besatzungszeit von der deutschen Justiz ungesühnt bleiben. Der Opferverband Sant‘Anna hat gegen die Einstellung des Verfahrens durch die Stuttgarter Staatsanwaltschaft vom Oktober 2012 Beschwerde bei der Stuttgarter Generalanwaltschaft eingelegt und stützte sich dabei auf ein Gutachten von Carlo Gentile, dem an der Universität Köln tätigen, in Fragen deutscher Kriegsverbrechen in Italien ausgewiesenen Historiker. Gentile legt, so ein Bericht der Süddeutschen Zeitung vom 15. April 2013, in dem Gutachten im Einzelnen dar, dass die Ermittler wichtige Dokumente überhaupt nicht berücksichtigt, historische und geographische Daten übergangen und die Mordtaten von Sant‘Anna als isoliertes Ereignis und nicht im Zusammenhang der „Blutspur“ betrachtet habe, die die SS-Einheit „Reichführer SS“ durch Italien gezogen habe. Dessenungeachtet wurde die Einstellung des Verfahrens im Mai 2013 durch die Generalstaatsanwaltschaft bestätigt. Im daraufhin durch den Opferverband Sant‘Anna eingeleiteten Klageerzwingungsverfahren vor dem Oberlandesgericht Karlsruhe wurde für den an den Taten beteiligten Kompanieführer des II. Bataillons des 35. Panzergrenadier-Regiments der 16. SS-Panzerdivision “Reichsführer SS” Gerhard Sommer (93) am 5. August 2014 der Einstellungsbeschluss der Staatsanwaltschaft Stuttgart aufgehoben und der Fall zur Wiederaufnahme der Ermittlungen an die nun zuständige Staatsanwaltschaft Hamburg verwiesen (AZ: 3 Ws 285/13). Anders als die Staatsanwaltschaft Stuttgart sieht das OLG Karlsruhe „hinreichenden Tatverdacht“ gegen den Beschuldigten. 70 Jahre nach dem Massaker von Sant‘Anna di Stazzema ist somit Im August 2014 die Frage, ob wegen dieses Kriegsverbrechens vor einem deutschen Gericht Anklage erhoben wird, noch immer nicht entschieden. |
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Was uns bleibt: Unseres zur Versöhnung beigetragen zu haben.
Ora e sempre resistenza |
Was uns bleibt: Wieder einmal erlebt zu haben: "Das Vergangene ist nicht tot; es ist nicht einmal vergangen." (William Faulkner) & Kraft getankt zu haben für Heute und immer: Widerstand |
Und wir wissen: Erinnern heißt HANDELN |