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Zivi-Haus in Müllheim: Erinnern - nicht um zu vergessen! 2

Das Zivi- Haus in Müllheim: Ein unbequemes Denkmal!

Das Zivi- Haus in Müllheim ist eines der ältesten Gebäude in Müllheims Werderstr. und soll zu einer Gedenkstätte für die jüdische Geschichte Müllheims entwickelt werden.

Deshalb hat die Stadt am Haus eine Tafel angebracht.

Das Haus wurde  1878 wurde  von Moses Zivi erworben, 1935 von Talmina Moses verkauft. Auf der Plakattafel ist nur nüchtern das Verkaufsjahr vermerkt, als handele es sich um einen ganz " normalen" Verkauf.

► siehe hierzu: Das Zivi-Haus in Müllheim

Kein Hinweis auf die Lebenswirklichkeit jüdischer Menschen im zweiten Jahr der Nazi-Herrschaft und danach. Während jener Zeit wurden diese Menschen von den Nazis schikaniert, gequält, ihrer Heimat entrissen und ermordet, wenn sie nicht rechtzeitig ins Ausland fliehen konnten.

Der Friedensrat Markgräflerland fordert daher eine Änderung des Plakattextes, in dem  die Lebenslage jüdischer Menschen in Müllheim unter der Nazi-Herrschaft klar benannt und das "Unbehagen" am Verkauf des Hauses unter der Nazi-Herrschaft thematisiert wird.

Deshalb hat sich der Friedensrat Markgräflerland an die Stadt mit der Forderung gewandt, dieser Lebenswirklichkeit jüdischer Menschen  Rechnung zu tagen und den Tafeltext entsprechend zu ändern.

 

Müllheims Bürgermeister äusserte sich zu dieser Forderung nicht, sondern verwies auf eine noch (ausstehende) gründliche Dokumentation, die noch etwas Zeit benötige.

Darauf will der Friedensrat Markgräflerland nicht warten und hat dem Bürgermeister so geantwortet:

Sehr geehrter Herr Bürgermeister Löffler,

Ihr Schreiben vom 30. Juli haben wir erhalten - doch leider sind Sie auf unser Anliegen nicht eingegangen.

Wir haben ja nicht um den Stand der Entwicklung um das Zivi-Haus nachgefragt, sondern die Stadt dazu aufgefordert, den Plakattext am Haus zu ändern in einer Weise, die dem Leben jüdischer Menschen in Müllheim im zweiten Jahr der Nazi Herrschaft gerecht wird.

Dazu nur einige Fakten:
Deutsche! Wehrt Euch! Kauft nicht bei Juden!" - unter Parolen wie dieser begann am 1. April 1933 um 10 Uhr ein reichsweiter Boykott jüdischer Geschäfte

Mit dem "Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums" vom 7. April 1933 konnten "nichtarische" Beamte in den Ruhestand versetzt werden, im Mai 1933 wurde ein "Ariernachweis" auch von Arbeitern und Angestellten des öffentlichen Dienstes gefordert.

Und in den Deutschlandberichten der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (Sopade) vom September 1935,  also dem Jahr des Verkaufs des Zivi Hauses, wird so über die Situation jüdischer Menschen in Müllheim berichtet:
"Besondere Aktivitäten entfalten die Nazis in Müllheim. ... Die Nazis machen Propaganda für den Plan, den Juden keine Lebensmittel mehr abzugeben. Am letzten Montag war Viehmarkt. Alle Leute, die sich mit Juden unterhieleten, wurden durch die Nazis fotografiert; die Bilder wurden vergrössert und in öffentlichen Lokalen aufgehängt. .... Als besondere Sensation hatte man eine Puppe als Juden ausgestopft, auf die solange eingehauen wurde, bis sie zerplatzte." (zitiert nach Manfred Bosch, Als die Freiheit unterging, S. 305)

Dies beschreibt in Umrissen die Lebensumstände jüdischer Menschen, unter denen auch der Verkauf des Zivi-Hauses stattfand, der so kein Verkauf war wie irgend ein anderer.

"Nie wieder ist jetzt" gilt nicht nur an ausgewählten Tagen, sondern beinhaltet die Verpflichtung, sich generell und dauerhaft menschenverachtenden Handelns entgegenzustellen. Liegt dies in der Vergangenheit, dann ist auch dies klar zu benennen und sich damit ebenso klar in der Gegenwart zu positionieren.

Deshalb erneuern wir unsere Aufforderung nach einer Änderung des Plakattextes, in dem  die Lebenslage jüdischer Menschen in Müllheim unter der Nazi-Herrschaft klar benannt und das "Unbehagen" am Verkauf des Hauses unter der Nazi-Herrschaft thematisiert wird.

Gut, dass das AfD Plakat entfernt wurde.

Mit freundlichen Grüssen

Uli Rodewald                                                       Friedensrat Markgräflerland

 

Presseinformation mit der Bitte um Veröffentlichung

Zivi-Haus In Müllheim: Erinnern - nicht um zu vergessen!
Dem Leben jüdischer Menschen in Müllheim in der Nazi-Zeit gerecht werden!

Unter dieser Überschrift hatte sich der Friedensrat Markgräflerland an die Stadt Müllheim mit der Aufforderung gewandt, das am Zivi-Haus angebrachte Plakat so zu ändern, dass deutlich wird unter welchen Umständen sich dieser Verkauf des Hauses im 2. Jahr der Nazi-Herrschaft vollzog.

In seiner Antwort ging der Müllheimer Bürgermeister Löffler auf diese Forderung des Friedensrats Markgräflerland nicht ein. Statt dessen schrieb er, dass " wir die Geschichte des Zivi-Haues noch umfassend dokumentieren und dann sicher auch darstellen (werden). Das wird allerdings gründlich geschehen und deshalb noch etwas Zeit benötigen".

Bevor längere Zeit ins Land geht besteht der Friedensrat Markgräflerland auf eine Änderung des Plakatetextes und begründet es unter anderem mit einem Deutschlandbericht der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (Sopade) vom September 1935, dem Jahr des Verkaufs des Zivi Hauses. In dem wird so über die Situation jüdischer Menschen in Müllheim berichtet: "Besondere Aktivitäten entfalten die Nazis in Müllheim. ... Die Nazis machen Propaganda für den Plan, den Juden keine Lebensmittel mehr abzugeben. Am letzten Montag war Viehmarkt. Alle Leute, die sich mit Juden unterhielten, wurden durch die Nazis fotografiert; die Bilder wurden vergrössert und in öffentlichen Lokalen aufgehängt. .... Als besondere Sensation hatte man eine Puppe als Juden ausgestopft, auf die solange eingehauen wurde, bis sie zerplatzte." (zitiert nach Manfred Bosch, Als die Freiheit unterging, S. 305).

Dies zeigt die Lebensumstände jüdischer Menschen, unter denen auch der Verkauf des Zivi-Hauses stattfand, der so kein Verkauf war wie irgend ein anderer.
 
"Nie wieder ist jetzt" gilt nicht nur an ausgewählten Tagen, betont der Friedensrat,  sondern beinhaltet die Verpflichtung, sich generell und dauerhaft menschenverachtenden Handelns entgegenzustellen. Liegt dies in der Vergangenheit, dann ist dies menschenverachtende Handeln klar zu benennen und sich damit ebenso klar in der Gegenwart zu positionieren.

Deshalb erneuert der Friedensrat seine Aufforderung nach einer Änderung des Plakattextes, in dem  die Lebenslage jüdischer Menschen in Müllheim unter der Nazi-Herrschaft klar benannt und das "Unbehagen" am Verkauf des Zivi-Hauses unter der Nazi-Herrschaft thematisiert wird.

http://www.friedensrat.org/pages/aktionen/2024/zivi-haus-in-muellheim-erinnern-nicht-um-zu-vergessen-2.php
http://www.friedensrat.org/pages/aktionen/2024/zivi-haus-in-muellheim-erinnern-nicht-um-zu-vergessen.php

 

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