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Wegen Protest gegen Büchel Atombomben ins Gefängnis

Veröffentlicht von Friedensrat (admin) am Mar 10 2019
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Eine Woche Knast

Personalie: Clara Tempel will zum zivilen Ungehorsam ermutigen

>Beteiligt Euch an den Solidaritätsaktionen

Am Donnerstag, 21.03.2019, geht Clara Tempel (23) für ihren Einsatz gegen Atomwaffen ins Gefängnis. Sie hatte am 12. September 2016 die Startbahn des Militärflugplatzes BÜCHEL besetzt, damit dort keine Flugzeuge mit Atombomben starten können. Sie schreibt: "Hallo liebe Menschen, am Donnerstag gehe ich ins Gefängnis. Ich mache das, weil ich 2016 mit anderen zusammen die Startbahn des Atomwaffenlagers Büchel besetzt habe und nun in dritter Instanz wegen Hausfriedensbruch verurteilt wurde. Ich möchte die Geldstrafe aber nicht einfach so zahlen, sondern mit meinem Gang ins Gefängnis noch mal ein stärkeres Zeichen gegen Atomwaffen und für eine friedlichere Welt setzen. Ich stehe zu unserer Aktion, würde es genau so noch einmal tun und gehe deswegen aufrecht ins Gefängnis. Immer mehr Friedensaktivist_innen werden kriminalisiert und das möchte ich sichtbar machen. Ich bin überzeugt: Wir tun nichts Unrechtes, wenn wir uns gegen Atomwaffen einsetzen, nicht wir sind die Verbrecher_innen, sondern die Kriegstreiber_innen dieser Welt. Trotz aller Überzeugung, Motivation und Neugier bin ich auch aufgeregt. Ich begebe mich in ein paar Tagen in eine Situation, die ich nicht kenne. Die die wenigsten von uns kennen. Ich weiß nicht, was mich erwartet, weiß nicht, wie ich mich fühlen werde, wenn ich nicht mehr selbst über meinen Tagesablauf, meine Mahlzeiten, meine Türklinke bestimmen kann. Ich mache mir Gedanken darüber, was und wer mir im Knast begegnen wird und wie ich mit der Situation umgehen werde. Hier draußen genieße ich die Freiheit, Luft um mich herum, Unabhängigkeit, den kommenden Frühling. Eine Woche lang werde ich davon ausgesperrt – oder eingesperrt? Und dabei ist genau das, dass ich eben „nur“ eine Woche eingesperrt bin, ein riesiges Privileg. Im Gegensatz zu den meisten Gefangenen auf dieser Welt weiß ich, wann ich das Gefängnis wieder verlassen darf. Ich weiß, dass ich den Frühling noch mitbekommen werde, bevor es Sommer wird. Ich gehe selbstbestimmt ins Gefängnis und selbstbestimmt auch wieder raus. Das Wissen darüber gibt mir den Mut und die Hoffnung, das Ganze überhaupt zu machen. Und ich wünschte, dass viele andere Gefangene diese Hoffnung auch hätten. Ich gehe alleine ins Gefängnis, aber irgendwie auch nicht. Hinter mir stehen viele Menschen, die schon das gleiche getan haben oder das gleiche tun würden oder mich einfach so in dem unterstützen, was ich tue. Sie werden bei der Mahnwache vor der JVA Hildesheim auf mich warten, werden mir Briefe schreiben, werden mit anderen Leuten über mich und die Atomwaffen sprechen und nebenbei neue Aktionen in Büchel beim Atomwaffenlager organisieren. Dafür bin ich unendlich dankbar. Ich bin Teil einer ganzen Bewegung, die sich seit Jahrzehnten dafür einsetzt, dass endlich Schluss ist mit den Massenvernichtungswaffen. Und ich bin Teil einer ganzen Generation, die gerade für ihre Zukunft kämpft. Wenn ich am Donnerstag ins Gefängnis gehe, dann mache ich das in Solidarität mit all denen, die gerade ihre Stimme erheben und die immer mutiger werden. Mit den Jugendlichen, die freitags auf der Straße sind, mit den Frauen*, die für mehr Selbstbestimmung und Gerechtigkeit kämpfen, mit den Klimaaktivist_innen die immer öfter eingesperrt werden, mit den Seenotretter_innen auf dem Mittelmeer und mit all den Menschen, die in ihrem Alltag Mauern einreißen und sich aus alten Gefängnissen befreien. Ich bin gespannt auf alles was kommt. Liebe Grüße und bis bald, Clara"

  • Von Sebastian Weiermann
 
Clara Tempel will zum zivilen Ungehorsam ermutigen.
Clara Tempel will zum zivilen Ungehorsam ermutigen.

12. September 2016: Gemeinsam mit sieben weiteren Aktivist*innen begibt sich Clara Tempel auf die Start- und Landebahn des Fliegerhorstes Büchel in der Eifel. In Büchel lagern Atomwaffen der US-Armee. Im Rahmen der sogenannten nuklearen Teilhabe hat die Bundeswehr Zugriff auf die Raketen. Clara Tempel und ihren Mitstreiter*innen vom Jugendnetzwerk für politische Aktionen (JunepA) passt das nicht. Sie sind gegen die alltägliche Übung und Vorbereitung eines Atomkriegs, die nach ihrer Sicht in Büchel stattfindet.

Ein Jahr später sind die Startbahnbesetzer*innen zu Geldstrafen verurteilt worden. Auch Clara Tempel. Sie sollte 30 Tagessätze für ihre Aktion bezahlen. 23 Tagessätze ließ Clara von anderen Atomwaffengegner*innen bezahlen. Für die letzten sieben geht sie vom 21. bis zum 28. März ins Gefängnis. »Ich gehe ins Gefängnis, weil ich damit meine Aktion zivilen Ungehorsams noch einmal bekräftigen möchte. Ich sehe keinen Grund, die Geldstrafe zu bezahlen«, sagt Tempel. Die Aktion auf dem Luftwaffenstützpunkt sei legitim gewesen und sie wolle nun nicht mit ihrem Geld Kriegsvorbereitungen unterstützen.

»Außerdem möchte ich auch andere ermutigen, Aktionen zivilen Ungehorsams zu machen und wenn notwendig dafür auch ins Gefängnis zu gehen. Ich bin mir sicher: Wenn ganz viele Menschen das machen, können wir damit etwas verändern.«

 

Clara Tempel kommt aus einer politischen Familie. Sie ist im Wendland aufgewachsen, wo ihre Eltern sich am Widerstand gegen die Atomanlagen in Gorleben beteiligt haben. In Büchel saß ihre Mutter mit ihr auf der Startbahn. Auch Tempels Großeltern waren schon politisch aktiv, gehörten zu den Mitinitiator*innen der Ostermärsche in Deutschland. Auf die Unterstützung aus ihrer Familie kann sich die Aktivistin verlassen.

https://www.neues-deutschland.de/artikel/1114049.clara-tempel-eine-woche-knast.html

 

Zuletzt geändert am: Mar 15 2019 um 7:48 PM

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