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Wir verleihen Pascal Kober das "Maschinengewehr in Gold"

Veröffentlicht von Friedensrat (admin) am Oct 21 2014
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18.10.2014 16:04

Wir verleihen Pascal Kober das "Maschinengewehr in Gold"

Wegen seiner abfälligen Äußerungen über den Pazifismus (siehe unten) haben wir, fünf Vertreter/innen der Kirche und der DFG-VK, dem evangelischen Militärpfarrer Pascal Kober am 18.10.2014 vor den Toren der Albkaserne Stetten a.k.M. in Abwesenheit das "Maschinengewehr in Gold" verliehen. Die Jury hat aus einer Liste von zehn deutschen Militär-Geistlichen, die den Krieg rechtfertigen und befürworten, Pascal Kober als größten Kriegs-Befürworter ausgewählt.

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Die WELT vom 13.09.2014:

Dieser Pfarrer ist die Antwort der FDP auf Käßmann

Bis 2013 saß Pascal Kober für die FDP im Bundestag. Jetzt ist er evangelischer Militärpfarrer. Margot Käßmanns Pazifismus attestiert er die "theologische Aussagekraft einer Palmenstrandtapete".

Der frühere FDP-Abgeordnete und heutige evangelische Militärpfarrer Pascal Kober auf dem Kasernengelände in Stetten  

Jetzt darf er nicht mehr so viel reden wie im Bundestag. Dort hat Pascal Kober öfter gesprochen als alle anderen, 150 Mal in der vergangenen Legislaturperiode. Damit war der FDP-Abgeordnete der fleißigste Redner im Plenum.

Heute aber muss er sich anhören, was andere sagen. Zu Fragen wie diesen: Sollen Bundeswehrsoldaten in Afghanistan bei familiären Streitereien der Einheimischen eingreifen, wenn eine Frau bedroht ist? Darf man das Tagebuch der Tochter lesen, wenn sie dubiose Freunde hat?

Leger gekleidet, mit aufgekrempelten Ärmeln, stellt Kober solche Fragen in den Raum und wartet ab, was kommt. Lebenskundlicher Unterricht ist das. Den erteilt der 43-Jährige hier einer Frau und 21 Männern, die eine fünfeinhalbmonatige Grundausbildung zu Brandmeistern bei der Bundeswehr absolvieren.

Bei den Soldaten hat der Pfarrer Wirkung

Die meisten sind Soldaten, auch Bundesbeamte der Truppe sind dabei. Sie finden mit Militärpfarrer Kober alsbald drei Kategorien für ihre Antworten.

Erstens: Man muss die Folgen bedenken. Die Afghanen würden zu Feinden der Bundeswehr, wenn diese sich ins Familienleben einmischte. Die Tochter könnte sich vollends verschließen, wenn die Eltern im Tagebuch schnüffeln.

Zweitens: Es gibt Prinzipien. Tagebücher sind Privatsache. Die Bundeswehr hat in Afghanistan einen Stabilisierungs-, keinen Erziehungsauftrag. Und drittens: Jede Entscheidung muss vor die Instanz des Gewissens.

Der Pfarrer hat Wirkung: Während der Kaffeepause, beim Rauchen draußen vor der Tür, diskutieren die Soldaten intensiv weiter über Gewissensentscheidungen. Die schon in Afghanistan waren, erzählen über schwierige Abwägungen im Einsatz.

Was Liberalismus und Christentum verbindet

Für Kober indes ist das Gewissen auch so etwas wie die ideelle Klammer zwischen seinen vier Jahren als FDP-Abgeordneter und seiner neuen Tätigkeit als evangelischer Militärpfarrer am Standort Stetten auf der Schwäbischen Alb. "Für den christlichen Glauben gilt genauso wie für den Liberalismus: Die Wirklichkeit ist kompliziert, einfache Lösungen sind Realitätsflucht und Illusion", sagt er nach dem Unterricht.

Beide, Liberalismus wie Christentum, hätten "den Anspruch, die Wirklichkeit zu verstehen und Spannungen, Unlösbares und eine unvorhersehbare Zukunft auszuhalten". Gefragt sei "die Ermutigung zum Handeln in der Realität".

Insofern ist Kober sich treu geblieben, als er im Frühjahr, nachdem die FDP im Herbst 2013 den Wiedereinzug in den Bundestag verpasst hatte, das Angebot der württembergischen Landeskirche annahm, für maximal acht Jahre als Militärpfarrer zu arbeiten. Er betreut die derzeit rund 1400 Soldaten in Stetten sowie 700 weitere an seinem zweiten Zuständigkeitsort Pfullendorf.

Vom Parlament in die Seelsorge zu springen fiel ihm aber nicht so schwer. Denn zuvor war er in umgekehrter Richtung gesprungen: Der ordinierte Pfarrer hatte bis 2009 im Kirchendienst gestanden, zuletzt in einer Schule. Erst dann, nachdem er es 2009 als Kandidat im Wahlkreis Reutlingen wegen des sehr guten FDP-Ergebnisses knapp geschafft hatte, wechselte er in die hauptberufliche Politik. Doch gerade weil es für ihn knapp war, blieb ihm "fast über die ganze Wahlperiode hinweg klar, dass die Arbeit im Bundestag nur eine Tätigkeit auf Zeit sein würde".

Lob für strenge Regeln

Allerdings: "Ich hätt's gern weitergemacht. Wegen der liberalen politischen Ziele und weil die Arbeit im Bundestag sehr viel Erfüllung bieten kann." Andererseits: Das Dasein als Politiker sei extrem anstrengend. Jetzt lebe er viel gesünder und habe mehr Zeit für Freunde und seine Lebensgefährtin.

Aber ausgerechnet Militärseelsorge? Ist das nicht ein Kulturschock für einen Ungedienten? Nein, sagt Kober und führt etwas an, das manche an der Bundeswehr seltsam finden, das strenge Regelwerk. "Die Kultur des Grüßens und des förmlichen und höflichen Verhaltens macht den Umgang mit Soldaten angenehm." Gewiss, man dürfe "nicht allzu zart besaitet sein" und sich nicht an jedem Foto auf den Stuben stören. Aber den Pfarrern gegenüber sei in der Bundeswehr "ein freundlicher Umgang ganz selbstverständlich".

Denn Soldaten können bei Militärpfarrern offen reden. Diese müssen sich ans Beichtgeheimnis halten und unterliegen anders als alle anderen Bundeswehrangestellten in keiner Situation einer Meldepflicht. Die Soldaten können zu ihm kommen, wann sie wollen, feste Sprechzeiten gibt es nicht, und die Konfession spielt keine Rolle.

"Militärpfarrer müssen sich durch Gespräche eine eigene Gemeinde aufbauen." Das laufe meist über informelle Kontakte, etwa beim gemeinsamen Joggen. Kober ruft nicht zum Morgengebet, sondern setzt sich "mittags zu den Soldaten in der Kantine an den Tisch".

Verständnis für von der Leyen

Meist spreche man über private Probleme, vor allem zu Beginn der Woche, wenn die Soldaten zu Hause Beziehungs- und Familienprobleme hatten. "Die kurze Zeit, in der sich die Soldaten und ihre Familien am Wochenende sehen, ist von beiden Seiten häufig mit großen Erwartungen belegt, die leicht Anlass für Verletzungen und Enttäuschungen geben", erzählt Kober. "Die Soldaten leiden dann darunter, wenn sie im Streit von zu Hause aufgebrochen sind und es wieder eine Woche dauert, bis sie ihre Familien wiedersehen."

Insofern hält Kober die politische Agenda der Verteidigungsministerin für angemessen. Viele Soldaten treibe "sehr um, was Ursula von der Leyen jetzt thematisiert hat: Wie die Bundeswehr sie als Arbeitnehmer behandelt, wie sich Familie und Beruf vereinbaren lassen und wie die Kasernen ausgestattet sind."

So würden die Soldaten fragen, welchen verteidigungspolitischen Grund es eigentlich dafür gebe, dass man in Kasernen so schlicht wohnen muss. "Die Bundeswehr ist gegenüber ihren eigenen Leuten heute viel stärker begründungspflichtig als früher."

Chaos bei Standortfragen

Zudem empfänden sich die Soldaten als Spielbälle politischer Interessen, besonders bei Standortfragen. Da entscheide die Politik oft widersprüchlich. Erst wird ein Standort ausgebaut, anschließend wieder verkleinert.

Soldaten würden zuweilen sagen: "Wenn an deinem Standort ein zweistelliger Millionenbetrag investiert wird, kannst du davon ausgehen, dass er in den nächsten Jahren geschlossen wird." Als frustrierend werde auch erlebt, "dass öffentliche Diskussionen über Militäreinsätze an den tatsächlichen Kapazitäten der Bundeswehr vorbeigehen".

Wobei es die Bundeswehrangehörigen keineswegs in solche Einsätze ziehe. "Bei den Soldaten erlebe ich alles andere als Kampfeslust." Die Soldaten würden sich über solche Missionen Sorgen machen, sie wüssten genau, auf welche Gefahren sie sich da einlassen und was sie eventuell tun müssen.

Absage an Käßmanns Friedensträume

Auch wegen dieser Skrupelhaftigkeit der Soldaten kann Kober nichts damit anfangen, wie in pazifistischen Fraktionen seiner evangelischen Kirche alles Militärische abgelehnt wird. Margot Käßmann, Reformationsbotschafterin des Rats der EKD, würde die Bundeswehr ja am liebsten nach dem Vorbild Costa Ricas abschaffen.

Kober wird da scharf: "So einfach wie Frau Käßmann darf man es sich nicht machen. Was sie über das Vorbild des entmilitarisierten Costa Rica sagt, hat die theologische Aussagekraft einer Palmenstrandtapete, vor der man sitzend sich aus der Realität hinausträumt."
 
Gegen solche Friedensträume hält Kober nicht einfach realpolitische Fakten, sondern Theologie. "Wenn wir nicht bereit sind zu handeln, notfalls auch militärisch, dann verhalten wir uns wie jene Leute, die im Gleichnis vom Barmherzigen Samariter an dem Verbrechensopfer vorübergehen."

Ein faktisch passiver Pazifismus vergesse jede anthropologische Einsicht in die Sündhaftigkeit und Gewaltfähigkeit der Menschen. "Natürlich müssen und dürfen Christen hoffen, aber das darf nicht zur humanitären Untätigkeit im Hier und Jetzt führen." Vielmehr folge aus der Hoffnung auf eine bessere Zukunft die Pflicht zum Handeln für eine bessere Zukunft – "wobei Handeln immer auch Schuld verursacht". Dies sei "eine urlutherische Einsicht".

Treue zur FDP bleibt

Aber vielleicht, na ja, sehr vielleicht, wird Kober den Kirchendienst in drei Jahren wieder für längere Zeit ruhen lassen. Denn das Thema Parlament ist für ihn keineswegs abgeschlossen, auch nicht das Thema FDP: "Wenn die Partei mich will, werde ich 2017 für den Bundestag kandidieren."

Nach wie vor ist der Sozialpolitiker in der FDP aktiv, als Vorsitzender der Bundesarbeitsgruppe Arbeitsmarktpolitik und als Mitglied im baden-württembergischen Landesvorstand. Kober sieht für sich in der FDP derzeit günstige Perspektiven.

Denn er gehörte nie zu jenen harten Marktliberalen, deren Agieren den Niedergang der FDP so sehr befördert hat. Dass ein Mindestlohn nicht grundsätzlich abzulehnen sei, hat er als einer der Ersten in der FDP gesagt. Mittlerweile denken das auch andere Liberale, und so werde ihm heute des Öfteren signalisiert, dass ein stärkeres sozialpolitisches Profil, wie er es vertreten hat, der FDP in Zukunft guttue. "Schon deshalb ist für mich klar, dass ich in der FDP weitermache."

Wenig Verständnis für neue liberale Partei

Die Liberalen dürften sich aber "nicht selbst chaotisieren, nicht selbst zerfleischen", müssten ihre Anhänger wieder ernst nehmen: "Der Großteil der FDP-Wähler verortet sich selbst in wirtschafts- und sozialpolitischen Fragen etwas weiter links von uns. Aus dieser Erkenntnis hat die FDP-Führung keine Konsequenzen gezogen, und die Wähler sind in Scharen zur CDU abgewandert."

Und dann entwickelt Kober auch bei diesem Thema das Konzept des gewissenhaften Abwägens, das sich schematischen Lösungen verweigert. "Mit Ordnungspolitik nach dem Wirtschaftslehrbuch, ohne übergeordnete Botschaft und Seele, erreicht man die Leute nicht. Man darf in seiner Wähleransprache die Bürger nicht beschimpfen, darf nicht rechthaberisch auftreten." Und nicht bei jeder sozialpolitischen Empfindsamkeit drohe gleich der Untergang des Abendlandes.

Weil er von Radikalität nichts hält, liegt es ihm auch fern, einen radikalen Schnitt zu machen und die FDP zu verlassen. Wenig Verständnis habe er für seine bisherige Hamburger Parteifreundin Sylvia Canel, die eine neue, sozialliberale Gruppierung gründen will. So etwas sei unnötig, weil die FDP jetzt so offen für programmatische Diskussionen und Veränderungen sei wie seit den frühen 70er-Jahren nicht mehr. Daher müsse man Aufbruchsgeist und Diskussionskultur stärken, statt "Türen zuzuschlagen".

http://www.welt.de/politik/deutschland/article132216486/Dieser-Pfarrer-ist-die-Antwort-der-FDP-auf-Kaessmann.html  von  Matthias Kamann, Politikredakteur


Mehr Infos: http://www.militaerseelsorge-abschaffen.de/news/wir-verleihen-milpfr-pascal-kober-das-maschinengewehr-in-gold/

Zuletzt geändert am: Oct 21 2014 um 5:19 PM

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