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Unterricht auf der Strass

Veröffentlicht von Friedensrat (admin) am Dec 13 2013
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Unterricht auf der Straße

Trotz Warnungen der Schulbehörde demonstrierten in Hamburg Tausende Schüler für Geflüchtete aus Afrika

Seit Monaten gibt es in Hamburg Demonstrationen für die Geflüchteten der Lampedusa-Gruppe. Am Donnerstag waren die Schüler der Hansestadt dran, ihre Solidarität zu demonstrieren.
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Demonstrieren statt Unterricht: Rund 2500 Schüler zogen am Donnerstagvormittag durch die weihnachtlich illuminierte Hamburger Innenstadt und forderten ein Bleiberecht für die in der Hansestadt gestrandeten Geflüchteten der Lampedusa-Gruppe. Die Schulbehörde missbilligte den Boykott, die Lernenden könnten schließlich auch nachmittags auf die Straße gehen.

Unter Parolen wie »Politikunterricht auf die Straße bringen« zogen die Schüler durch die Innenstadt. Die Demonstration war vom Bündnis »Schulstreik für Bleiberecht« organisiert worden. Politische Gruppen und Parteien unterstützten die Aktion, an der sich auch einige Lehrer beteiligten. Die Schulbehörde hatte vorab signalisiert, ein Schulstreik verstoße gegen die Anwesenheitspflicht.

Die Schüler ließen sich offenbar von den Warnungen aus der Behörde nicht beeindrucken und beteiligten sich mit selbst gebastelten Schildern und Plakaten und viel Fantasie an der Demo. »Ich denke, das ist ein Thema, bei dem jeder aktiv werden sollte«, meinte Karl (16), Schüler an der Rudolf-Steiner-Schule Hamburg-Altona. Tom (15) vom Heinrich-Hertz-Gymnasium sagte: »Ich bin für Bleiberecht für jedermann. Deutschland ist reich, macht sehr viel Profit, gerade in anderen Ländern. Ich finde, wir sollten mehr abgeben.« Es habe keine Androhung von Maßregelungen durch die Schulleitungen gegeben, erklärten die befragten Schüler übereinstimmend.

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) hatte angeregt, »den Schulstreik als praktischen Politikunterricht zum Zwecke der politischen Bildung zu verstehen« und die Schulbehörde aufgefordert »wohlwollend mit dieser Aktivität umzugehen«. Anja Bensinger-Stolze, Hamburger GEW-Vorsitzende, erklärte: »Wir freuen uns, dass sich die Schüler hier engagieren. Die Notwendigkeit, Menschen in Not zu unterstützen, die Flüchtlingsrechte zu stärken sowie die Asylgesetze zu ändern, zeigt sich nach den jüngsten Flüchtlingskatastrophen an den EU-Außengrenzen umso mehr.«

Behördensprecher Peter Albrecht hatte die Unterrichtsboykotteure vorab ermahnt: »Die Schulbehörde begrüßt zwar, dass sich Schüler mit gesellschaftlich relevanten Themen kritisch auseinandersetzen und ihre Meinung vertreten, es gibt aber keinen überzeugenden Grund, weshalb dies in der Unterrichtszeit passieren muss.« Albrecht weiter: »Demonstriert werden kann auch am Nachmittag nach dem Unterricht. Sollten Schüler dem Unterricht fernbleiben, gilt dies als unentschuldigtes Fehlen und wird entsprechend vermerkt. Den Politikunterricht quasi auf die Straße zu tragen, wie es die GEW nahelegt, ist nicht zulässig.«

Politische Rückendeckung für die Schulboykotteure kommt von den Grünen und der LINKEN. »Wir freuen uns über das politische Engagement der Schüler und auch der Schulen«, verdeutlichte Stefanie von Berg von der Grünenfraktion in der Bürgerschaft. »Dafür nehmen sie zum Teil unentschuldigte Fehlstunden in Kauf und machen somit deutlich: Einmischung und Solidarität sind manchmal auch mit zivilem Ungehorsam verbunden.« Christiane Schneider, flüchtlingspolitische Sprecherin der Linksfraktion, erklärte: »Der anhaltende Protest ist auch deshalb wichtig, weil der Senat noch immer nicht von seinem Plan abgerückt ist, die Flüchtlinge über kurz oder lang abzuschieben.«

â–º Neues Deutschland 13.12.12013

Zuletzt geändert am: Dec 13 2013 um 4:39 PM

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