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Ostermärsche: Grösste Aktion der Friedensbewegung

Veröffentlicht von Friedensrat (admin) am Mar 26 2013
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> junge welt 23. März 2013

»Größte Aktion der Friedensbewegung«
Gegen innere Aufrüstung und für zivilen Ungehorsam. Ein Gespräch mit Willi Hoffmeister
Interview: Markus Bernhardt

Willi Hoffmeister ist Sprecher des »Ostermarsches Rhein-Ruhr«

Sie feiern am kommenden Montag Ihren 80. Geburtstag und engagieren sich mittlerweile seit Jahrzehnten in der Friedensbewegung. Was sind Ihre Wünsche anläßlich Ihres Ehrentages und dem kurz darauf folgendem Ostermarsch Rhein-Ruhr, den Sie stets an führender Stelle mitorganisieren?
Ich habe nur den einen Wunsch, nämlich daß die Mehrzahl der Menschen sich nicht nur gegen Krieg ausspricht, sondern aktiv eintritt für eine Welt ohne Rüstung, Haß und Gewalt. Dazu gehört die Beseitigung von Konfliktursachen – kurz gesagt: die Ausbeutung von Arm durch Reich. Die Ostermärsche als die jährlich in der Fläche größte und umfassendste Aktion der Friedensbewegung sind dazu ein sehr guter Anlaß.

Im diesjährigen Ostermarsch-Aufruf wird die zunehmende Militarisierung der bundesdeutschen Innenpolitik kritisiert. So kam es – wie etwa bei den antifaschistischen Protesten in Dresden oder denen gegen den Castor-Transport – immer häufiger zum Einsatz unbemannter Überwachungsdrohnen gegen Demonstranten. Ist diese Entwicklung überhaupt noch aufzuhalten?
Nicht zuletzt 2007 in Heiligendamm war beim Protest gegen den G-8-Gipfel die innere Militarisierung mit dem Einsatz der Bundeswehr-Tornados konkret zu erleben. Die zivil-militärische Zusammenarbeit in den Kommunen ist ein weiteres Zeichen. Unbemannte Flugobjekte wie Drohnen sind nicht nur den Betreibern der inneren Militarisierung und Überwachung hochwillkommen, braucht doch kein Pilot für sein Tun überzeugt zu werden. Kampfdrohnen senken die Schwelle für weitere Angriffskriege erheblich. Eine Ächtung dieser Killerroboter ist schnell und dringend erforderlich, bevor eine neue Rüstungsspirale Raum greift.

Trotz dieser technischen Weiterentwicklung des mörderischen Kriegswerkzeuges wirbt die Bundeswehr infolge der Aussetzung der Wehrpflicht massiv um Nachwuchs. Droht in der Bundesrepublik eine ähnliche Entwicklung wie in den USA, wo sozial Deklassierte kaum andere Möglichkeiten sehen, als zum Militär zu gehen?
Ja. Mit massiven Werbeeinsätzen versuchen Jugendoffiziere nicht zuletzt in den Schulen, jungen Menschen ein »normales« Berufsbild Bundeswehr vorzugaukeln. Schulministerien von Landesregierungen haben entsprechende Kooperationsabkommen mit der Bundeswehr dazu abgeschlossen. Selbige entledigen sich so ihrer eigenen Verpflichtung für eine gute zivile Ausbildung junger Menschen. Wohlwissend, daß Soldatsein das Töten und getötetwerden in sich birgt.

Die Jugendbewegung »Schule ohne Bundeswehr« kämpft für eine antimilitaristische Friedenserziehung an den Schulen und für eine Aufkündigung der Kooperationsabkommen.

Die Friedensbewegung wird Jahr für Jahr medial für politisch tot erklärt. In der Realität jedoch engagieren sich wieder mehr junge Leute verstärkt gegen imperialistische Kriege und Militarisierung…
Die Mär von der toten Friedensbewegung kommt vorwiegend aus den Kreisen, die sie gerne tot sehen möchten. Meine Erfahrung ist, daß sich gerade auch junge Menschen engagieren. Ob an den Hochschulen die Bewegung für eine »Zivilklausel« gegen Rüstungsforschung, oder bei der »Aktion Aufschrei – Stoppt den Waffenhandel« und nicht zuletzt bei der von mir schon angeführten Bewegung »Schule ohne Bundeswehr«.

Daß dies alles noch nicht ausreicht, um den Kriegstreibern das Handwerk zu legen, kann man täglich erleben. Aber jede einzelne Aktivität allein ist schon ein Sandkorn im Getriebe einer übermächtig erscheinenden Militärindustrie. Mittlerweile finden auch ziviler Ungehorsam und Blockaden bei Protestaktionen gegen Krieg und vor Militärstandorten größeren Zuspruch. Die Friedensbewegung insgesamt wird sich auf solch weitergehende friedliche Aktionsformen verständigen müssen. Wie sehr das Ringen um eine friedliche, solidarische Zukunft erfolgreich sein wird, hängt nicht zuletzt auch von einer umfassenden Vernetzung der einzelnen Bewegungen ab.

Der wieder neu ins Leben gerufene Arbeitskreis »Rüstungskonversion« beispielsweise möchte dazu beitragen, daß sich auch gerade die in der Rüstungsindustrie Beschäftigten mit dem Sinn und Zweck ihrer Arbeit auseinandersetzen. Daß dazu der Standpunkt der Gewerkschaften eine große Rolle spielt – wer möchte es bezweifeln?


 

Zuletzt geändert am: Mar 27 2013 um 9:00 PM

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