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Militärdienst macht Männer dauerhaft unsozialer

Veröffentlicht von Friedensrat (admin) am Jan 16 2015
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Gesundheit

Charakterstudie

15.01.15
 

 

Eine deutsch-amerikanische Untersuchung zeigt: Der Militärdienst prägt und verändert die Persönlichkeit junger Soldaten. Sie werden unfreundlicher, unsozialer, weniger warmherzig – und zwar dauerhaft.

Von Wissenschaftsredakteurin
 

Der Dienst im Militär kann Menschen verändern. Wie sehr, das zeigt sich am dramatischsten bei jenen, die mit einer posttraumatischen Belastungsstörung aus Einsätzen zurückkommen: Aus selbstbewussten jungen Soldaten werden dann verängstigte, schreckhafte und manchmal recht aggressive Zivilisten.

Von den rund 2370 deutschen Soldatinnen und Soldaten in Auslandseinsätzen traf das im vergangenen Jahr insgesamt 1602 – deutlich mehr als noch im Jahr 2013, als es noch 1423 gewesen waren.

Doch auch bei Soldaten, die gar nicht erst zu Auslandseinsätzen kommen, prägt und verändert der Militärdienst die Persönlichkeit, wie eine Studie von Joshua Jackson von der Washington University in St. Louis zeigt.

Die Untersuchung wurde bereits im Jahr 2012 durchgeführt, erfuhr jedoch bisher wenig Beachtung. Jackson hatte zusammen mit Wissenschaftlern an der Universität Tübingen über sechs Jahre lang die Persönlichkeitsentwicklung junger Männer untersucht, die nach dem Abitur für ein Jahr zur Bundeswehr gingen – und kontrastierte sie mit Gleichaltrigen, die sich stattdessen für den Zivildienst entschieden.

Aggressiver und unkooperativ

Die Forscher stellten zunächst fest, dass sich die Persönlichkeit der Zivildienstleistenden und jener, die lieber zur Bundeswehr gingen, bereits bei der Entscheidung unterschieden. Die Bundeswehrsoldaten waren emotional etwas stabiler und grundsätzlich offener gegenüber neuen Erfahrungen, aber auch aggressiver, eher wetteifernd als kooperativ, und scherten sich weniger um die Gefühle anderer.

"Sie sind schon zu Beginn des Dienstes weniger warmherzig und freundlich als andere", so Jackson, "und das Militär scheint diese Persönlichkeitseigenschaften noch zu verstärken."

Besonders auffällig war nach Dienstende die Eigenschaft, die Forscher "Verträglichkeit" nennen. Wehrdienstleistende hatten hier sehr niedrige Werte. Sie zeigen, dass jemand sich sozialen Regeln nicht gern fügt, nur wenig Kompromisse eingeht, in zwischenmenschlichen Beziehungen oft auf seiner Sicht der Dinge besteht – oder auch gar kein gutes Gespür für soziale Situationen hat.

Soldaten auf Dauer unsozialer

Man könnte auch sagen: Soldaten wurden nach ihrem Dienst unsozialer. Und das dauerhaft, wie Jackson betont. Das muss aber nicht immer negativ sein: Zwar erschwert es gute Beziehungen zu anderen Menschen, befähigt aber auch dazu, etwa in Unternehmen Entscheidungen zu treffen, die unpopulär, aber vielleicht dringend nötig sind.

Die Studienergebnisse im Journal " Psychological Science" zeigen, dass die lange für fast unveränderlich gehaltene Persönlichkeit durch Umweltbedingungen noch geformt werden kann.

Vielleicht ist der spätere "soziale Ungehorsam" auch eine Art Aufbegehren gegen den Drill, den man im Militärdienst erfährt. "Es ist eine der wenigen Situationen im Leben, wo man komplett von jemand anderem kontrolliert wird", so Jackson. "Wo jemand vom Moment des Aufwachens bis zum Schlafengehen daran arbeitet, jeden Funken Individualität an einem auszuradieren."

Zuletzt geändert am: Jan 16 2015 um 11:31 AM

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