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Gaza-Krieg: Das Schicksal zwei blinder Frauen

Veröffentlicht von Friedensrat (admin) am Jul 31 2014
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Gaza-Krieg: Das Schicksal zwei blinder Frauen

Gaza

جنگ غزه: سرگذشت دو زن نابینا

BBC Farsi – London

Vom 29.07.2014

(Übersetzung und Bild: Sharareh Habezai-Fekri)

Dalal Taji und Nama Shang

Zwei blinde Frauen, eine lebt in Gaza und die andere in Israel. Sie erzählen beide über ihre Situation in diesem Krieg und über ihre Erfahrungen, wie sie den Krieg wahrnehmen.

Dalal Taji

Die Palästinensische Lehrerin wohnt in Gaza. Sie spricht über ihre Erfahrungen: „Die Geräusche, die ich wahrnehme sind ziemlich unterschiedlich.“ Die Palästinenserin hat leider Erfahrungen mit Kriegssituationen. Sie hat den Krieg im Libanon und die letzten zwei israelischen Eingriffe im Gaza-Streifen miterlebt. Aus dem Grund hat sie sich an diese Geräusche gewöhnt, sie sagt: „Wenn die Feuerschüsse von der Küste kommen, hört es sich ganz anders an, als wenn die Flugzeuge ihre Bomben werfen. Die Flugzeuge sind so nah und die Lärmquelle ist direkt über unseren Köpfen.“ Sie fügt hinzu: „Da ist noch ein Geräusch, es sind die Flugzeuge ohne Pilot! Sie klingen anders. Wir nennen sie auf Arabisch „Sanaaneh“, sie machen so ein sin sin sin Geräusch. Das höre ich am meisten.“

Nama Shang

Die Israelin wird über Twitter und die heulenden Sirenen auf die Kriegssituationen aufmerksam gemacht. Sie wohnt mit ihrem Ehemann in RaÊ¿anana nördlich von Tel Aviv, ca. 100 Kilometer fern vom Gazastreifen. Sie sind beide blind, um sich mit den Ereignissen, die in ihrer Umgebung passieren vertraut zu machen, können sie sich nur auf ihr Gehör verlassen. Nama sagt: „Wenn die Sirenen anfangen zu heulen, haben wir exakt 90 Sekunden Zeit, um uns in einen Bunker zu begeben. Manchmal höre ich die Sirenen nicht!“

In der letzten Zeit hatte das Sozialamt Nama Shang gefragt, ob sie Hilfe benötige, um in den Bunker zu gehen. Sie benötigt keine Hilfe, denn in Israel werden einige Neubauten mit integrierten Bunkern gebaut und Nama wohnt in so einem Mehrfamilienhaus.

Dalal Taji

Sie sagt, dass manche Leute in Gaza über die Flugblätter darüber informiert sind, dass sie ihr Zuhause verlassen müssen. Manche werden auch telefonisch benachrichtigt. Für sie ist der Kriegslärm die einzige Informationsquelle, die sie über die bevorstehenden Angriffe vorwarnt. Sie sagt, dass der Gazastreifen ca. 45 Kilometer lang ist und rund 1,6 Millionen Einwohner hat. Da sind einfach zu viele Häuser gebaut, alles steht dicht neben einander. Da ist einfach kein Platz mehr für Bunker.

Für sie ist es schwierig, sich während der Eingriffe in Sicherheit zu bringen. Sie sagt: „Ich muss entweder zu Hause bleiben oder von hier wegziehen.“ Sie möchte gerne zu Haue bleiben. Sie sagt: „Wir müssen alle Fenster offen lassen, dass im Falle einer Bombardierung die Glasscheiben an den Fenstern durch die Erschütterungen des Gebäudes nicht kaputt gehen.“

Die Einwirkungen des Krieges

Jede dieser blinden Frauen ist auf einer anderen Seite dieses Krieges. Beide sind von den Umständen dieses Krieges betroffen und beide haben sich dazu entschieden zu Hause zu bleiben, denn sie können ihr Zuhause nicht verlassen.

Unter normalen Umständen kann sich Nama Sheng in der Stadt sich frei bewegen und überall hinfahren und ihre alltäglichen Sachen erledigen. Seit beginn des Konfliktes in Gaza ist dies nicht mehr für sie möglich. Sie bleibt die meiste Zeit zu Hause und verlässt ihre Wohnung nur in äußerst notwenigen Situationen. Sie hat ihre Reisepläne geändert und ist sogar frühzeitig nach Großbritannien gereist. Sie sagt: „ Ich möchte nicht während eines Angriffes auf der Strasse sein. Es ist schwierig in solchen Situationen, sich zwischen den Menschenmengen zurecht zu finden und sich in Sicherheit zu bringen.“

Dalal: „Du weißt nie was passieren wird? Ich bin auf die anderen Menschen angewiesen und unter Umständen muss ich sie um Hilfe bitten!“

Dalal Taji hat im Gegensatz zu Nama Shang keine Reisepläne, um Gaza zu verlassen. Sie sagt: „Die sämtlichen Grenzen sind geschlossen und du darfst nicht raus. Aber das wichtigste ist: Ich kann doch nicht auf einmal mein Zuhause, Verwandte und Familie, Freunde und Landsleute verlassen und einfach gehen!“

Gemeinsamkeiten

Nama Shang und Dalal Taji haben einige Gemeinsamkeiten. Diese Gemeinsamkeiten sind nicht nur ihre Wohnorte und Schicksale, die mit dem Krieg zu tun haben. Sie habe beide eine Zeit lang in Schottland gelebt und beide haben eine große Vorliebe für die Musik!

Nama Shang: „Ich denke immer, dass wir uns sehr ähnlich sind. In dem, was wir sagen, was wir im Leben erfahren haben und was wir denken. Wir beide möchten den Frieden und möchten gerne neben unseren Lieben bleiben und mit ihnen im Frieden leben.“

Meine Worte

Den BBC Artikel fand ich daher sehr bewegend, weil wir dadurch noch eine grausame Dimension des Krieges wahrnehmen. Und zwar aus der Sicht von zwei blinden Frauen: Eine lebt in Gaza die andere in Israel, eine ist Moslemin die andere Jüdin. Beide möchten in ihrer Heimat bleiben. Beide lieben ihre Familie und ihre Freunde, beide werden von ihnen geliebt. Sie sprechen vom Krieg, von ihren Erfahrungen, Empfindungen, Ängsten und Barrieren, die sie während des Krieges mehr den je gespürt haben. Sie beide wollen nur eins: Den Frieden!

Seit dem Beginn des Konflikts in dem kleinen Küstenstreifen Gaza sind über 1.060 Menschen gestorben, zwei Drittel davon Zivilisten, ein Viertel Kinder; dazu gab es 6.000 Verletzte. Europa schaut weg und Amerika ist auf beiden Augen blind. Sorry, das Wort „blind“ in diesem Zusammenhang zu benutzen ist unpassend, denn spätestens jetzt nach der Geschichte von „Nama Shang“ und „Dalal Taji“ wissen wir, dass blind sein heißt nicht „Nichts sehen“!

Nama und Dalal schauen dem Krieg tagtäglich in sein hässliches Gesicht und finden seinen Anblick unerträglich. Sie sehen viel klarer als all die Politiker in Israel, in Amerika, in Deutschland, in Frankreich, in …, denn sie wollen den Frieden.

Zuletzt geändert am: Jul 31 2014 um 4:43 PM

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