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Flüchtlinge kommen schon im Herbst

Veröffentlicht von Friedensrat (admin) am Oct 31 2014
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>  Badische Zeitung 8. Oktober 2014

Die Stadt Müllheim hat ab Februar 2015 mit Flüchtlingen gerechnet. Dann ist das Übergangswohnheim fertiggestellt. Jetzt kommen schon im Herbst welche. Sie werden in der Sporthalle der beruflichen Schulen untergebracht.

  1. In der Sporthalle der beruflichen Schulen werden bald Betten stehen für Flüchtlinge, die der Kreis sonst nicht unterbringt. Foto: Pfefferle

 

Gedanklich waren die Verantwortlichen im Freiburger Landratsamt auf die Extremsituation vorbereitet. Nun tritt sie ein. Erstmals muss der Landkreis eine Sporthalle mit Flüchtlingen belegen. Als die geeignetste erscheint die Halle der beruflichen Schulen in Müllheim. Sie wird in den Herbstferien dafür eingerichtet, 60 Menschen aufzunehmen. Wahrscheinlich werden es junge Männer aus Afrika sein, wie sie dem Kreis typischerweise zugewiesen werden.

"Schwerer Schritt"
Der Landkreis steht vor einer kritischen Situation. Er muss alleine im Oktober 98 Flüchtlinge aufnehmen. Angesichts der weltweiten Krisenherde, von denen immer neue entstehen, ist derzeit auch nicht mit einem Rückgang der Flüchtlingsströme zu rechnen. Landrätin Dorothea Störr-Ritter macht beim Pressegespräch aus ihrer Sorge kein Hehl, die nicht nur darin besteht, immer neue Unterkünfte zu finden, sondern auch die Kosten zu tragen. "Ein schwerer Schritt", nennt Störr-Ritter die Inanspruchnahme der Halle. Ihr ist anzumerken, dass sie diese Zumutung gerne vermeiden würde, sowohl für die Flüchtlinge als auch für die Bevölkerung. Das sei ein Einschnitt, mit dem vor Ort umgegangen werden müsse.

Junge Männer aus Afrika

Die Stadt Müllheim baut derzeit das frühere Hotel Bauer zum Übergangswohnheim für 80 Flüchtlinge aus. Bis Anfang 2015 werden sie erwartet. Nun aber kommt eine große Flüchtlingsgruppe schon früher. Wahrscheinlich werden es junge Männer aus Afrika sein. Unbegleitete minderjährige Jugendliche aber sind ausgeschlossen, weil diese, wie Sozialdezernentin Münzer darlegt, in Einrichtungen der Sozialhilfe untergebracht werden müssen. Bürgermeisterin Astrid Siemes-Knoblich betont, dass sie die "absolute Notwendigkeit" erkenne. Die Flüchtlingsströme, die nach Deutschland und damit letztendlich auch in den Landkreis drängten, seien eine Aufgabe, der sich auch die Stadt stellen müsse. Siemes-Knoblich ist überzeugt, dass sich die Müllheimer Bevölkerung aufgeschlossen dieser Thematik annehmen werde. Die Zuversicht schöpft sie aus den bisherigen Erfahrungen, die die Stadt damit machte, einen Helferkreis für die Flüchtlinge zu etablieren. Die Bürgermeisterin glaubt auch, dass dieser Kreis schon so weit strukturiert ist, dass er schon für die früheren 60 Ankömmlinge positiv wirken könne.

Ein Notbehelf
Die Turnhalle ist nicht mehr als "ein Notbehelf". Das spricht Kreissozialdezernentin Eva-Maria Münzer offen aus. Deshalb ist eine solche Nutzung zunächst auf sechs Monate beschränkt. Trotzdem müssen auch dafür Auflagen erfüllt sein, etwa beim Brandschutz. In den Herbstferien will der Landkreis die Halle möblieren, die baurechtliche Abklärung und die Planung laufen bereits. Die Halle wird laut der Sozialdezernentin mit einem weiteren Boden belegt. Sie wird eingerichtet mit Spinden, Kühlschränken und ordentlichen Betten, nicht mit Feldbetten. Für die Küche wird ein Container außerhalb aufgestellt. Betreut werden die Flüchtlinge von einem Sozialarbeiter und einem Hausmeister, nachts wird zudem ein privater Sicherheitsdienst beschäftigt.

Sorge um Sportabiturienten
Der Landkreis muss nun auch dafür sorgen, dass der Schulsport aufrechterhalten werden kann und Ersatzlokalitäten gefunden werden. Die Landrätin erklärt, dass die Gespräche geführt würden, um Kooperationen abzustimmen. Schulleiterin Renate Hoch-Hartmann von den Kaufmännischen Schulen, die den Sportunterricht in der Halle koordiniert, denkt vor allem an die Folgen für die Sportabiturienten. Sie befürchtet, das sie sich nicht gut auf ihr Abitur vorbereiten können. Auch sei die Aufsichtspflicht auf dem Schulhof noch nicht eindeutig geregelt. Für die Lehrer werde es schwieriger, die Schüler im Blick zu haben, wenn sich Flüchtlinge auf dem Schulgelände aufhalten. Auch sei die Sporthalle gerade renoviert worden und habe einen neuen Boden erhalten, sagt Hoch-Hartmann. Sie sei sehr dafür, den Flüchtlingen zu helfen, sie frage sich nur, warum die Unterbringung auf Kosten der Bildung gehe, so die Schulleiterin.

Vier Vereine betroffen
Betroffen sind laut Siemes-Knoblich zudem vier Vereine und zum Teil deren Jugendarbeit. Die Stadtverwaltung sei dabei, andere Sportvereine in der Stadt abzufragen, ob sie Kapazitäten zur Verfügung stellen können. "Ich bin mir sicher, dass wir Lösungen finden werden", meint sie. Das Übergangswohnheim in Müllheim kann laut der Bürgermeisterin im Februar 2015 bezogen werden. Es werde helfen, die Lage zu entspannen, erklärt Sozialdezernentin Münzer.

Für Astrid Siemes-Knoblich aber ist es eine geradezu absurde Situation, dass ein Hotel zwar nach wie vor Gäste hätte aufnehmen können. Dass aber darin nicht einfach Menschen einziehen können, die zu Hause gerade Haus und Hof verloren haben. So müssen aufwendige Brandschutzauflagen eingehalten werden, was nicht nur Geld, sondern gerade auch viel Zeit kostet.

Zuletzt geändert am: Oct 31 2014 um 6:26 PM

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