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DIESER BUNDESWEHR KEINEN MANN UND KEINEN CENT

Veröffentlicht von Friedensrat (admin) am Feb 03 2020
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Der Kommandeur der Deutsch Französischen Brigade hatte in Müllheim zum Neujahrsempfang geladen.
Darüber wurde so in der Badischen Zeitung berichtet.
Uns fiel dazu ein Text von Kurt Tucholsky ein, den er 1926 geschrieben hatte.
Wir haben ihn aktualisiert.

Keinen Mann und keinen Groschen –!

Man denke sich einen Feuerwehrhauptmann, der allwöchentlich in der Stadtverordnetensitzung seines Heimatortes aufmuckt und folgende Rede hält:

»Wir Feuerwehrleute sind die ersten im Staate! Ihr habt für uns zu zahlen, dass euch die Knochen knacken! Wer nichts bewilligt, ist ein Schuft! Wir, die Feuerwehrleute, geben den Ton bei euch an! Wir Feuerwehrleute allein haben den echten deutschen Geist! Wir, wir, wir –!«

Spräche er so, so klopfte ihm nach der zweiten Ansprache sicherlich ein verständiger Mann auf die Schulter und sagte: »Lieber Herr Hauptmann! Regen Sie sich wieder ab! Die Feuerwehr ist eine Notwendigkeit, denn mal brennt es immer irgendwo. Aber dafür, dass Sie Ihre sicherlich schwere Pflicht tun, bekommen Sie bezahlt – Sie sollen auch die Gerätschaften haben, die Sie brauchen. Was aber den echten deutschen Geist betrifft, die Gesinnung und alles das ... das ist nicht Ihre Sache. Tun Sie Ihre Pflicht, überlassen Sie den Bürgern und Steuerzahlern, was die für Ihre Feuerwehr ausgeben wollen, und im übrigen: schweigen Sie.«

So spräche ein Mann mit seinen fünf gesunden Sinnen.

Dieselben Reden wie die eines aus dem Leim gegangenen Feuerwehrhauptmanns hören wir ständig von unsrer Bundeswehr. Nur liegt da die Sache weitaus schlimmer.

Von Kramp-Karrenbauer wollen wir nicht ernsthaft reden. Die Frau ersetzt, was ihr an Macht in ihrem Bereich fehlt, durch Unverfrorenheit im Auftreten jenen Parlamentariern gegenüber, die es nicht besser verdienen, weil sie sichs gefallen lassen. ...

...

In einer Zeit, in der wir in Deutschland nicht Geld genug haben, ..., um Notwohnungen zu bauen – in einer Zeit, die selbst dem, der arbeitet und arbeiten will, grade das knappe Auskommen gibt, ohne die leiseste Garantie, was denn nun im Alter mit ihm werden wird – in einer Zeit, in der alle kulturellen und sozialen Bedürfnisse der Nation aufs äußerste gefährdet und darniederliegen – in einer solchen Zeit scheint es mir ein verbrecherischer Wahnsinn, die Militärausgaben fortlaufend von Jahr zu Jahr zu steigern.

...

Der Heeresetat jeden Jahres ist ein Musterbeispiel von Verworrenheit und unübersichtlichem Kram. Es gibt kaum zehn Parlamentarier, die überhaupt wissen, was sie da bewilligen – weil sie viel zu faul oder zu fleißig, auf alle Fälle zu überladen und zu falsch beschäftigt sind, um diesen gradezu ungeheuerlichen Etat wirklich durchzuarbeiten. Daß die sozialistische Partei ihn nicht, schon als Geste gegen Seeckt und dessen Untergebenen Geßler, ablehnt, zeigt, wie volksfremd dieses Parlament geworden ist. Wir wollen ihm ein bißchen unter die Arme greifen.

...

Wir wollen keinen Krieg.

Wir wollen keine sinnlosen Milliardenausgaben für eine Sache, die uns kulturfeindlich erscheint, deren einzelne Vertreter ehrenhafte Leute sein mögen, die aber im ganzen nichts als Unheil im ... anrichtet. ...

Und so gewiß, wie wir uns abwenden, wenn die »Militärmusik mit blitzenden Instrumenten forsch, dass einem das Herz im Leibe lacht«, dahermarschiert, so gewiß wenden wir uns von einem Mechanismus ab, dem wir sittliche Werte überhaupt absprechen und der der Feuerwehr weit, weit unterlegen ist. Diese Leute verhüten das Feuer nicht. Sie bereiten es vor.

Und weil das Parlament schläft und sich in Geschäftsordnungsdebatten erschöpft, wo es zu handeln gilt – deshalb wollen wir die Steuerzahler aufklären, damit endlich einmal Ordnung in den Laden kommt. ...

Es ist nicht wahr, dass die Welt über uns herfallen wird, wenn wir kein Heer mehr besitzen; kein Heer wird sie davon abhalten, nicht einmal die Maschinerie des kaiserlichen Heeres hat das vermocht. Die Armee ist heute in Deutschland politischer Selbstzweck.

Und im Namen der Mütter, die den nutzlosen Tod ihrer für einen Dreck gefallenen Söhne beweinen, im Namen jener Millionen junger Menschen, die von diesem aberwitzigen Tun genug haben und den einfachsten Steinklopfer höher schätzen als einen Telefongeneral – im Namen aller dieser wehren wir uns gegen die Vergeudung unsrer Steuergroschen, die man uns abpreßt, und rufen:

DIESER Bundeswehr KEINEN MANN UND KEINEN GROSCHEN

    Ignaz Wrobel

    Das Andere Deutschland, 01.05.1926.

Aktualisiert vom Friedensrat Markgräflerland 3.2.2020

 

Der Originaltext: Keinen Mann und keinen Groschen –!

 

Zuletzt geändert am: Feb 03 2020 um 5:29 PM

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