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Der Schoss ist fruchtbar noch.

Veröffentlicht von Friedensrat (admin) am Oct 01 2017
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Michel Friedman analysiert Ursachen und Folgen des Erfolgs der AfD bei der Bundestagswahl 2017.

von Michel Friedman

Der Schoß ist fruchtbar noch. Dieser Brecht-Satz, der nach der Befreiung von Hitler und den

Nationalsozialisten ausgesprochen wurde, gilt auch 70 Jahre danach immer noch.

Die Bundesrepublik erlebt eine Zäsur. Eine rechtsradikale Partei mit rassistischen und nationalistischen

Flecken, mit antieuropäischen Parolen. In Teilen islamophob und antisemitisch ist mit fast 13 Prozent in den

Bundestag gewährt worden.

Jede und jeder 8. Deutsche hat dieser Geisteshaltung seine/ihre Stimme gegeben. In Ostdeutschland fast jeder

zweite männliche Wähler. Hellbraunes bis dunkelbraunes Gedankengut wurde damit parlamentarisch legitimiert.
Bundestagswahl 2017 – Hochrechnungen und Ergebnisse:

Viele Wähler und Wählerinnen werden sich damit entschuldigen, dass sie keine Rechtsextremen sind, keine

Rassisten, sondern „nur“ Protestwähler. Dieser Behauptung gilt es zu widersprechen. Es gibt in diesem Land

viele Gründe, gegen die Politik der etablierten oder regierenden Parteien zu sein.(...)

Wer wegen seiner niedrigen Rente unzufrieden ist. Wer der Meinung ist, das es in Deutschland nicht sozial

gerecht zugeht, wer glaubt, dass zu wenig in Bildung investiert wird., wer der Meinung ist, dass

Ostdeutschland immer noch schlechter behandelt wird als Westdeutschland und vieles mehr, der kann und soll

unbedingt seiner Meinung Ausdruck geben.

Wer allerdings die AfD wählt, gibt einer Partei seine Stimme, von der man genau weiß, wes Geistes Kind

dahintersteckt. Sage keiner, er habe nicht gewusst, was er tat. Und glaube keiner, man könne sich die Hände

reinwaschen mir der Schutzbehauptung: Eigentlich habe man nicht die AfD gewählt, sondern wollte mit der

Unterstützung dem etablierten Deutschland und seiner Parteienlandschaft eine Lektion erteilen. Diese Partei

ist bisher primär nicht dadurch im Erscheinung getreten, dass sie sich für die vielen wichtigen Politikfelder

von Millionen Deutschen engagiert, sondern vor allen Dingen, weil sie sich gegen etwas engagiert.

Es gibt viele vermeintliche Begründungen der Wähler, die die AfD unterstützt haben: Globalisierung,

Digitalisierung. Auch gibt es dieses zweifelhafte Argument, dass in jeder Gesellschaft zwischen 15 und 20

Prozent systemkritisch und latent rassistisch sind. All dies können Begründungen, aber keine Entschuldigungen

für diese Wählerschaft sein. Europa verändert sich. Politische Bewegungen, die der AfD ähnlich sind, stellen

sogar Regierungschefs, siehe Ungarn oder Polen. Die Rechtsextremisten in Frankreich haben zwar nicht die

Präsidentschaftswahl gewonnen, aber Marine Le Pen konnte jede dritte Stimme für sich gewinnen.

Auch in den Niederlanden ist der extremistische Führer Wilders aus der letzten Wahl erfolgreicher

herausgekommen als hineingegangen. All diese Bewegungen wollen das Ideal der ersten Hälfte des 20.

Jahrhunderts zurückerobern. Wie bei US-Präsident Trump soll erst die Nation kommen, dann lange gar nichts.

Der Kontinent Europa hat für diese Haltung mit zwei Weltkriegen, die von Deutschland ausgingen, und der Shoah

bezahlt. Wer heute noch von „Wehret den Anfängen“ spricht, hat nichts begriffen.

Zuletzt geändert am: Oct 01 2017 um 12:26 PM

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